Geschichten, die die Klinik schrieb
Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hat die Klinik Arlesheim Geschichten gesammelt. Dabei herausgekommen ist ein buntes Mosaik von Erinnerungen.
30 Geschichten hat Verena Jäschke, Kommunikationsverantwortliche der Klinik Arlesheim, bisher gesammelt: «Es sind Geschichten von Menschen, die in irgendeiner Form mit der Klinik in Verbindung standen, ob als Patient, als Mitarbeitende oder in einer anderen Funktion.» Die Aktion hat Jäschke anlässlich des Jubiläums «100 Jahre Klinik Arlesheim» lanciert. Die Briefe, die nach dem Aufruf im Wochenblatt im vergangenen Herbst eingesandt wurden, enthalten Erlebnisse, die bis in die 1940er-Jahre zurückgehen. «So ergibt sich ein schönes Mosaik aus Erinnerungen über die letzten 100 Jahre.» In den Anfangsjahren hiess das Spital Klinisch-Therapeutisches Institut, dann Ita Wegman Klinik (ab 1971) und seit der Fusion mit der Lukas Klinik (2013) Klinik Arlesheim.
Das «Klinik-Baby»
Eine der ältesten Geschichten ist jene von Regine Pettermand, die als Säugling in den 1940er-Jahren häufig in der Klinik war, «wenn meine Mutter Rat suchte bei Herrn Dr. Werner Kaelin. Schwester Alice, damals am Empfang (…), nannte mich das Klinik-Baby.» Regine Pettermand ist mit dem Spital über die Jahrzehnte verbunden geblieben, auch wenn sie 30 Jahre in Irland lebte und dort als Heilpädagogin arbeitete. Während ihrer Ferien in Arlesheim suchte sie Frau Dr. Madeleine van Deventer in der Klinik auf: «Was mich bei Terminen mit ihr erfreute, war, dass sie meistens ein Päckchen Marlboro auf ihrem Pult liegen hatte. Ich war eine begeisterte Raucherin.» Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz arbeitete sie sogar für zwei Jahre als Stationshilfe in der Klinik. Mittlerweile habe ihre Beziehung zur Klinik «hauptsächlich mit der Patienten-Bibliothek im vierten Stock zu tun».
Vier wundervolle Jahre
«Die Klinik Arlesheim ist für mich immer ein Zauberwort (…) mit ganz lebendigen Erinnerungen nach nun 62 Jahren», schreibt Angela Terp, die als junge Krankenschwester in den 1950er-Jahren nach dem Examen von Hamburg nach Arlesheim kam. Mit der Anthroposophie, der ihre Eltern nahegestanden hatten, konnte sie anfänglich nichts anfangen: «In der ersten Zeit war ich etwas aufsässig – besonders wenn einer sagte: ‹Das müssen Sie in Ihr Bewusstsein nehmen›, und ähnliche Sprüche.» Doch bald drehte der Wind, und aus «einem angeblichen Probejahr wurden vier wundervolle Jahre mit heiteren und schweren Stunden». Angela Terp weiss viele Anekdoten aus ihrer Zeit in der Klinik zu berichten. Besonders beeindruckt haben sie jedoch das Essen und der Umgang mit den Verstorbenen: «Auch die Schwester, die den Verstorbenen betreut hatte, war bei der Feier dabei und wenn möglich auch auf dem Friedhof anwesend.»
«Das Leben gerettet»
Raymonde Roaux suchte im Jahr 2003 Hilfe in der Lukas Klinik, nachdem bei ihr eine lymphatische und weit fortgeschrittene Krebserkrankung diagnostiziert worden war. Das Universitätsspital verordnete eine starke Chemotherapie, doch Raymonde Roaux fühlte sich dort mit ihren Zweifeln und Ängsten nicht ernst genommen: «Ich beschliesse daraufhin, einen Termin in der Klinik Arlesheim zu vereinbaren», schreibt sie. Der Arzt in der Klinik habe ihr aufmerksam zugehört und sich darum bemüht, zu verstehen, «warum ich diese Chemotherapie nicht will». Der damalige Arzt J.-J.Kuehn gab ihr zu verstehen, dass die Überlebenschancen ohne Chemo gering sind, sie sich aber Zeit lassen solle, um darüber nachzudenken – so oder so würde er sie auf ihrem Weg begleiten.
Roaux entschied sich für die Chemo mit komplementärmedizinischen Begleittherapien, danach «eine stationäre Behandlung, um meine Lebensgeister wieder zu wecken. (…) Dr. Kuehn hat mir mit seinem offenen Ohr das Leben gerettet.»
Schriftlich oder per Skype
Diese und viele weitere Geschichten sind auf der Jubiläums-Homepage der Klinik nachzulesen, wobei die Seite noch nicht ganz vollständig ist. Der Aufruf hat gezeigt, dass die Ausstrahlung der Klinik weit über die Schweiz hinaus wirkt: «Wir haben etwa Geschichten aus Australien oder Lanzarote erhalten.» Die meisten Reaktionen seien in schriftlicher Form gekommen, mit anderen hatte sich Jäschke über Skype unterhalten oder zum Gespräch getroffen.