«Das ist die Ultima Ratio»
Wegen illegaler Sperrgutentsorgung werden drei Sammelstellen in Aesch künftig mit Kameras überwacht.

Aesch habe seit Jahren mit dem Problem zu kämpfen, dass gewisse Leute bei den Entsorgungsstellen und beim Bring- und Holhüsli ihr Sperrgut illegal deponieren und so entsorgen. Das sagt Gemeinderat Stephan Hohl (FDP), zuständig für das Ressort Sicherheit, am Montagmorgen vor dem Bring- und Holhüsli beim Gartenbad. Die Gemeinde habe versucht, mit Hinweistafeln sowie regelmässigen Beiträgen im Wochenblatt und auf den digitalen Informationskanälen das Problem in den Griff zu kriegen. Das sei aber nicht gelungen – im Gegenteil: Die Situation habe sich noch verschlechtert. Darum geht die Gemeinde jetzt einen weiteren, «letzten» Schritt: Bei den Entsorgungsstellen Birspark und Kübler sowie beim Bring- und Holhüsli sind nun Videokameras installiert worden.
«Das ist die Ultima Ratio», sagt Hohl am Montag bei der Einweihung der Anlage auf dem Parkplatz des Gartenbads. Sollte das Problem trotz Kameras weiter bestehen, müssten das Bring- und Holhüsli sowie die betroffenen Entsorgungsstellen geschlossen werden. Die drei Kameras sind direkt auf die Entsorgungsstellen gerichtet und zeichnen ununterbrochen auf. Das Videomaterial werde dezentral in einer Cloud gespeichert und nach sieben Tagen gelöscht. Zugriff habe nur der Fachbereich Sicherheit der Gemeinde, sämtliche Einblicke würden zudem protokolliert. Das sagen Gemeinderat Hohl sowie die Fachpersonen vom IT-Unternehmen Eotec aus Muttenz – das die Kameras installiert hat – angesprochen auf den Datenschutz der Anlagen.
Schweizweite Neuheit – das kostet
Kostenpunkt für diese Überwachung: rund 10000 Franken pro Kamera. Diese seien aber nicht mit einer herkömmlichen Anlage zu vergleichen, wie man sie vielleicht zu Hause hat. Vielmehr handelt es sich bei zwei der drei Kameras um eine Neuheit in der Schweiz: Die Überwachungsgeräte beim Schwimmbad und beim Birspark sind autonom, funktionieren also ohne Stromanschluss, nur mithilfe von Solarpanels. Diese neuartigen Modelle seien in Zusammenarbeit mit Primeo Energie und Eotec entstanden, sagt Gemeindeverwalter Roman Cueni stolz.
Die Kameras seien auch mobil und könnten je nach Bedarf an einem anderen Standort platziert werden. Für sämtliche Kameras hat die Gemeinde eine Betriebsordnung gestützt auf das Polizeigesetz erarbeitet, die auch online einsehbar seien, so Cueni.
«Der heutige Tag ist für mich kein Freudentag», sagt Hohl. Er bedauere, dass es so weit kommen musste. Die unerlaubten Entsorgungen in Aesch hätten aber ein Ausmass erreicht, das für grossen finanziellen und personellen Aufwand sorge. Schliesslich sei es das Werkhofpersonal, dass jeweils die «Sauerei» auf Kosten der Gemeinde entsorgen müsse. Damit soll nun Schluss sein. Sollten Mitarbeitende des Werkhofs unerlaubt entsorgtes Material vorfinden, melden sie dies künftig dem Fachbereich Sicherheit der Gemeinde. Dort wird dann das Videomaterial gesichtet. Im Fall eines Delikts können die gespeicherten Videodaten den Behörden einfach und datenschutzkonform via geschützten Link zur Verfügung gestellt werden, ist der Betriebsordnung zu entnehmen, die bereits im vergangenen Herbst vom Gemeinderat abgesegnet wurde. Der Hauptnutzen dürfte wohl aber in der Abschreckung liegen. An sämtlichen Orten wird mit Hinweistafeln auf die Kameras aufmerksam gemacht.
Probleme mithilfe von Videoüberwachung zu lösen, soll aber nicht zur gängigen Praxis werden, versichert Gemeinderat Hohl: «Es ist nicht das Ziel, das ganze Dorf mit Kameras zuzupflastern.»
Dass Kameras in gewissen Fällen durchaus ihren Nutzen besitzen, zeigte sich in jüngster Vergangenheit beim Schulhaus Schützenmatt. Aufgrund mehrerer Fälle von Sachbeschädigung entschloss sich die Gemeinde in den Sommerferien 2023, in einem zweijährigen Pilotprojekt den Velokeller per Video zu überwachen – mit Erfolg. Die Sachbeschädigungen verschwanden vollständig. Diese positiven Erfahrungen seien nun auch in das Überwachungskonzept bei den Entsorgungsstellen eingeflossen.
Die ersten Reaktionen aus der Bevölkerung seien durchwegs positiv aufgefallen. Die Handwerker von Eotec seien bei der Installation der Anlagen oft angesprochen worden. Nach der Erklärung, es werde eine Überwachungskamera installiert, sei der Tenor gewesen: Endlich passiert mal was. Wie erfolgreich die neuen Kameras sein werden und ob der finanzielle Aufwand im Verhältnis zum Ertrag steht, wird sich zeigen. Die jährlich wiederkehrenden Kosten für die drei Kameras belaufen sich auf 1600 Franken.