Feuervogel — Regenbogen
Das Jahreskonzert der Brass Band Breitenbach wusste mit facettenreichem Spektrum, mit viel Seele und schwungvollem, differenziertem Spiel das lokale Publikum einmal mehr zu begeistern.
Draussen zieht schweres, dunkles Gewölk über den Thiersteiner Hauptort. Doch spätestens als die 30-köpfige Formation, einschliesslich Schlagzeug, unter der Leitung von Dirigent Reto Näf loslegt, ist das garstige Wetter buchstäblich wie weggeblasen. Beim ersten Crescendo und ersten Pianissimo wird klar, das Motto «Farben und Emotionen» des Jahreskonzertes 2022 passt wie das Wah-Wah auf die Trombone.
Die Brass Band Breitenbach hat am vergangenen Wochenende, Freitag- und Samstagabend, in den Griensaal zum Konzert eingeladen. Jedes der insgesamt zehn vorgetragenen Stücke ist gefühlvoll und präzise. Das Spiel variiert, zündet mal wuchtig, äussert sich mal sanft, eintauchend in Tonlandschaften verschiedenster Tempi und dramaturgisch erquickend und abwechslungsreich temperiert.
Was das zahlreich erschienene Publikum zu hören bekommt, ist hohe Blasorchesterkunst. Immer wieder Zwischenapplaus während beider Sets, die in ihrer Kompaktheit umso präsenter sind. Da hebt etwa der Feuervogel von Igor Strawinski, dem russischen Meisterkomponisten ab. Abgelöst vom wie aus der Stille kommenden «Sleep» des US-Amerikaners Eric Whitacre (arrangiert v. Sandy Smith), das zum Träumen und sich Besinnen einlädt, ehe das aus den 20er-Jahren bekannte Jazzstück «Blue Rondo à la Turk» mit orientalischem Feuer von Dave Brubeck (arrangiert v. Kevin Edwards) nicht nur die Gläser auf den Tischen zum Swingen bringt.
Selbstkomponiertes Stück von Reto Näf
Die Werke werden mit jeweils dazwischen gepackten Infos sympathisch vorausgebreitet, was dem gesamthaft Dargebotenen eine zusätzliche liebevolle Note aufdrückte. Einen weiteren Höhepunkt erreicht der Abend mit «March – Red Bow Tie» vor der Pause, einem selbstkomponierten Stück von Reto Näf, der auch im Vorstand des Schweizerischen Dirigentenverbandes waltet und nebenbei immer mal wieder selber zum musischen Notengriffel greift. Einen halben Tag habe er für dieses Stück gebraucht, verrät er zwischen den Sets — beeindruckend. Exemplarisch entfaltet sich hier das tiefe Klangerlebnis im ganzen Saal.
Mit Ausnahme der Posaunen sind alle Blechblasinstrumente konisch, was der Brass Band ihren charakteristischen hellen, weichen Klang verleiht — im Gegensatz zu einem dunklen symphonischen Klang. Doch was der Sound der eingesetzten Kornette, Flügel, Tenor- und Baritonhorne, Eufonien, Posaunen mit Tenören und Bass und einer Tuba-Gruppe sicher ist: temperamentvoll. Das zeigt der im Schwarzbubenland ansässige Blasmusikverein souverän. Er kann auf eine über 150-jährige Geschichte zurückgreifen und sich zu einer der führenden Brass Bands in der Nordwestschweiz zählen.
Aus dem riesigen Repertoire wird ein breites Spektrum musikalischer Facetten hingezaubert. «Over the Rainbow» heisst ein Stück im zweiten Set. Farbenprächtig, schillernd, ein weiterer magischer Moment — die Spielfreude rückt die Covid-bedingten Auftrittspausen der Brass Band in weite Ferne — oder wie es die Musizierenden im Konzertprogramm selber ausdrücken: «Endlich! Nach drei Jahren wieder.»