Der Charme der Vielfalt
Am letzten Samstag fand in Büsserach der Tag der Vielfalt statt. Organisiert wurde er von der katholischen Kirche und Youth Connect Büsserach. Trotz Nieselregens liessen sich die Gäste nicht verdriessen.
Um 16.30 Uhr konnte man im Foyer des Vereinshauses Wydenmatt typische Gegenstände aus vier Nationen bewundern: Ukraine, Indien, Eritrea und Mexiko. Auf der kleinen Bühne auf dem Vorplatz unterhielten Andy Küng und Stefan Mosimann Jung und Alt mit ihren Schwyzerörgeli. Mitglieder von Youth Connect heizten den Pizzaofen ein, und Ksenia aus der Ukraine schnitt ihren selbst gebackenen Mohnkuchen. Die Jugendarbeit wird in Büsserach seit einem Jahr von Nathalie Schaub geleitet. Carmen Stark, die Leiterin des Pastoralraums Thierstein, moderierte ein Gespräch mit vier Personen mit Migrationshintergrund. Temir aus der Ukraine ist seit zwei Jahren hier, spricht schon gut Deutsch und besucht das Gymnasium Laufen. Heute ist er in Kleinlützel zu Hause und singt auch im Kirchenchor Laufen mit. Die Eritreerin Aleberet ist Mutter dreier Kinder und wohnt in Breitenbach. Ihr Name bedeutet «Höflichkeit». Carmen Stark fragte sie nach ihrem Heimatland, in dem schwierige politische und wirtschaftliche Verhältnisse herrschen. Aleberet erzählte über den Feigenkaktus und das Getreide; an Tieren zählte sie vor allem Ziegen, Kühe und Esel auf. Isabel, die mit ihren zwei Kindern in Laufen lebt, kommt ursprünglich aus Mexiko-Stadt, deren Ballungsraum über 20 Millionen Menschen zählt. Das Leben, sagte Isabel, sei im kleinen Laufen am Anfang schwierig und etwas langweilig gewesen. Im Gegensatz zur Schweiz komme es in Mexiko viel öfter zu spontanen Familien- und Freundestreffen. Sie fühle sich aber in der Schweiz sehr wohl.
Spiritualität und Gaumenfreuden
Ksenia kommt aus der Grossstadt Donezk im Osten der Ukraine. Ihre Flucht in die Schweiz, die sie erst ins Kloster Beinwil führte, dauerte zehn Jahre. Ihre drei Söhne leben in Kiew. Carmen Stark beschrieb Ksenia als kontaktfreudig und hilfsbereit. Isabel erzählte über den Totenkult in Mexiko, bei dem man den Toten jedes Jahr ein Fest bereite, da man glaube, sie kämen am Tag der Toten wieder zurück. Carmen Stark machte darauf aufmerksam, dass viele Menschen auch innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht seien. Im Anschluss an den Talk tanzten alle im Kreis zur Melodie «Lord of the Dance». Auf der Bühne wurde die spirituelle Feier vorbereitet, der Carmen Stark vorstand. Als Bibeltext wählte sie 1. Korinther 12, die Stelle über die vielen Glieder und den einen Leib. Tamir sang mit starker Stimme das Taizé-Lied «Sólo Dios basta», bevor es als Agape Brot und Trauben (statt Wein) gab. Der Abend ging mit einem kulinarischen Schmaus, Musik und Tanz weiter. Gereicht wurden Pizzen, indische Gerichte, ukrainischer Borschtsch sowie andere Spezialitäten.
Profitieren vom Anderssein
Wenn das Wetter besser gewesen wäre, hätten wohl mehr Menschen den Weg zur Wydenmatt gefunden. An diesem Tag der Vielfalt konnte man lernen, dass es wichtig ist, dem Anderen sein Anderssein zu gönnen und von diesem Anderssein zu profitieren.