Zweitälteste Brockenstube der Region

Seit 30 Jahren betreibt Fabiola Klaus-Herzog die Brockenstube in Röschenz. Internet sowie Ikea und Co. haben das Kaufverhalten der Leute verändert. Heute sind es hauptsächlich Sammler, welche die Brockenstube aufsuchen.

<em>Von hochwertigen Stoffen bis zum Reissverschluss: </em>Fast alles ist in der Brockenstube von Fabiola Klaus-Herzog in Röschenz zu finden.<em>Foto: Gaby Walther</em>
<em>Von hochwertigen Stoffen bis zum Reissverschluss: </em>Fast alles ist in der Brockenstube von Fabiola Klaus-Herzog in Röschenz zu finden.<em>Foto: Gaby Walther</em>

Stoff, Bücher, Kleider, Geschirr, Silberbesteck, Spielzeug, Schmuck, Taschen, Teppiche, Bilderrahmen, Kleiderbügel – in der Brockenstube von Fabiola Klaus-Herzog ist fast alles zu finden. «Ein Einkaufscenter mit so einer grossen Auswahl an Produkten gibt es kaum», meint die Inhaberin lachend. Eine Fundgrube ist das Brockenhaus in Röschenz für Hobbynäherinnen. Als vor neun Jahren das Nähzentrum in Laufen schloss, konnte Fabiola Klaus die Ware übernehmen. Unterschiedlichste Stoffe von guter Qualität sind bei ihr zu günstigem Preis zu finden. Daneben bietet sie Mercerieartikel, Reissverschlüsse und Knöpfe aller Variationen an.

Ihre Leidenschaft für alte Gegenstände hat sie schon früh entdeckt. In ihrer Jugend bot sie Gebrauchtware auf dem Petersplatz in Basel an. Fasziniert war sie von der ersten Brockenstube der Region, von der Brocki in Breitenbach, vis-à-vis vom ehemaligen Jeger Moll, bei welchem sie in der Buchbinderei arbeitete. Später baute Fabiola Klaus die Scheune des Elternhauses in Röschenz als Brockenstube um. Inzwischen kamen ein weiterer Raum und mehr Ware hinzu. Selber stöbert sie immer noch gerne in Brockenhäusern. «Dort findet man Sachen, die es sonst nicht mehr zu kaufen gibt. Keine Mainstreamware, sondern Aussergewöhnliches.»

Schränke werden nicht mehr abgelaugt

Verändert haben sich über die Jahre die Kundschaft und deren Bedürfnisse. Plötzlich gab es Möbelgeschäfte wie Ikea oder Interio, welche sehr günstige Möbel anboten. «Heute kaufen junge Leute, die noch über wenig Eigenkapital verfügen, lieber billig neue Möbel als gebrauchte ein», erzählt die 54-Jährige. Den grossen Aufwand, alte Schränke oder Truhen abzulaugen und neu zu wachsen, nimmt selten mehr jemand auf sich. Ein altes Biedermeiersofa, welches früher für 3000 Franken verkauft werden konnte, hat heute kaum noch einen Wert von 500 Franken. Porzellangeschirr mit Goldrändern oder Silberbesteck ist nicht mehr so gefragt, da es von Hand gewaschen werden muss. Der Trend «Umweltbewusstsein» sei dadurch zu spüren, dass die Leute ihre ausrangierten Gegenstände ins Brockenhaus bringen, um nichts fortzuwerfen. Das schlechte Gewissen werde beruhigt. So komme viel mehr rein als raus gehe. Aus diesem Grund macht die vierfache Mutter auch keine Hausräumungen mehr.

Mit dem Internet hat sich auch das Kaufverhalten der Sammler verändert. Statt in Brockenhäusern stöbern diese nun eher auf den Websites der verschiedenen Onlinebörsen.

Walkingstöcke und Spielzeug

Trotz den negativen Entwicklungen sind im Brockenhaus in Röschenz an den beiden geöffneten Tagen, Freitag, 14 bis 18 Uhr, und Samstag, 10 bis 16 Uhr, immer Besucher anzutreffen. Da ist die Grossmutter, die für ihre Enkel zu Hause Spielzeug sucht, oder das Schulmädchen, welches dem Papi zum Vatertag die im Brocki entdeckten Walkingstöcke für acht Franken schenken will. Reich wird Fabiola Klaus mit der Brockenstube nicht, sie geniesst aber den Kontakt zu den Leuten und freut sich, wenn auch junge Menschen den Weg zu ihr finden.

Nun wird die Brockenstube 30 Jahre alt. Aus diesem Grund findet am 9. und 10. August ein Jubiläumsapéro statt.