Wenn der «Sohn vom Pfarrer» zweimal kommt

Der Himmelrieder Frauenchor Vocabella ist zurück. Mit einem neuen bunten, vornehmlich englischen Liederstrauss aus Jazz, Gospel, gutem altem Rock und bekannten Hits riss er das Publikum immer wieder von den Stühlen.

Vocabella: 30 Sängerinnen mit Gospel, Jazz, Hits und gutem altem Rock.Foto: Roland Bürki
Vocabella: 30 Sängerinnen mit Gospel, Jazz, Hits und gutem altem Rock.Foto: Roland Bürki

Dass die neuen Holzsitze in der reformierten Kirche vor Konzertbeginn schon bald rar wurden, lag einzig und allein am «Vocabella-Feeling». Des Frauenchors Mix aus gefühlvollen a capella gesungenen Gospelsongs und instrumental aufgepeppten Hits scheint dem Publikum ganz einfach zu gefallen. Dieses Jahr besonders dann, wenn der langjährige Drummer und erstmals auch Gitarrist, Dionys Müller, das Tempo wuchtig vorgab, die Klassik-Pianistin Hanna Karniyenka schwierige Solopassagen einflocht und Guido Schnegg mit seiner jazzig angehauchten Trompete einzelne Soli herzauberte. Die 30 Sängerinnen bestachen bei den a capella gesungenen Songs durch eine ausgewogene Stimmenzuteilung, so dass durchaus auch die Alt-Stimmen gut zur Geltung kamen. Erstaunlich die Tiefe, welche Lisbeth als 2. Altstimme bei ihrem viel bewunderten Solo im schnellen Gospel «Glory to God» erreichte. Nach dem Schlagzeugfinale brandeten Pfiffe und huh, huh- Rufe durch die dezent erhellte Kirche. Mit dem Rücken zum Publikum führte Dirigentin Helene Gunti gewohnt ruhig und souverän durch die 18 gesungenen und gespielten Titel, wenn auch eine der beiden Moderatorinnen dies noch etwas besser sah: «Helene ist links- und rechtsvernetzt, zwinkert mit den Augen und setzt uns auch mit Grimassen ein, was das Publikum ja nicht sieht.»

Gunti holte jedenfalls damit alles aus ihren Damen heraus. So beim musikalisch begleiteten Gospel «I lift my Eyes up», wo Angela mit einem frisch heraus gesungenen Solo erstes rhythmisches Klatschen in den Stuhlreihen auslöste. Beruhigend dann in «The river is flowing» anschwellendes Wasserrauschen, das den a capella Gesang wohltuend begleitete. Afrikanische Trommeln zum südafrikanischen Lied «Asimbonanga» über Nelson Mandelas Jahre im Gefängnis machten trotz wunderschöner Melodie nachdenklich. Doch dann lichteten die «Vocabella Beach Girls» die Anker und rauschten mit dem altbekannten «Sloop John B.» ganz heavy ab. Ja, und dann kam er, der Pfarrerssohn, aber nicht in «Wollischerdytsch», sondern als «Son of a Preacher man», kraftvoll, mit Tempo und effektvoll unterstützt von Guido Schneggs Trompete. Eine Wucht. Da stand die Kirche Kopf, so dass der Sohn vom Pfarrer am Schluss als Zugabe einfach nochmals in die Kirche kommen musste. In Abbas «Dancing Queen» zeigte die Dirigentin, dass sie neben dem Dirigieren auch das Tanzen versteht, und Solistin Erna bewies in «I ve got a Feeling», wie gefühlvoll bis forte sie diesen Gospelsong zu interpretieren wusste. Bevor es wieder Zeit war für «Time to say goodbye», begeisterte einmal mehr Violanta mit gewaltiger Stimme in «Swing the Mood», wo sie zusammen mit dem Musik-Trio von Glenn Millers «Pennsylvania 6-500» bis zu Bill Haleys «Rock around the Clock» das Publikum geradezu mitriss. Da war die Frage der Dirigentin «wenn’s Euch gfalle het, mir chönne schon no eis» einfach nur noch hypothetisch.