Vor 50 Jahren endete das babylonische Exil

Vor 51 Jahren erhielt das Kloster Mariastein seine Selbstständigkeit zurück. Wegen der Pandemie musste die Jubiläumsfeier um ein Jahr verschoben werden. Diese fand nun in würdigem Rahmen am letzten Samstag­nachmittag statt.

In der Basilika: Die Feierstunde war der Hauptanlass der Jubiläumsfeierlichkeiten zur Wiederherstellung der Selbstständigkeit des Klosters Mariastein. Foto: Christian Jäggi

In der Basilika: Die Feierstunde war der Hauptanlass der Jubiläumsfeierlichkeiten zur Wiederherstellung der Selbstständigkeit des Klosters Mariastein. Foto: Christian Jäggi

Waren zu Gast bei den besonderen Feierlichkeiten: Der Solothurner Alt-Regierungsrat Walter Straumann (l.) und der amtierende Regierungsrat Remo Ankli. Foto: Thomas Immoos

Waren zu Gast bei den besonderen Feierlichkeiten: Der Solothurner Alt-Regierungsrat Walter Straumann (l.) und der amtierende Regierungsrat Remo Ankli. Foto: Thomas Immoos

Wohl kein heute noch aktives Kloster kann auf eine solch turbulente Geschichte zurückblicken wie das Kloster Maria­stein. Flucht, Vertreibung, Aufhebung und Exil prägten die Geschichte, die schliesslich zur Aufhebung im Jahre 1874/75 während des Kulturkampfes führte. Die Mönche wurden ins Exil ­gezwungen, das sie zuerst nach Delle, dann nach Bregenz und schliesslich nach ­Altdorf führte. Im Jahre 1970 stimmten die Stimmberechtigten schliesslich für die Wiederherstellung der Selbstständigkeit des Klosters, die dann ein Jahr später vom Solothurner Regierungsrat, der ­vollzählig in Mariastein erschienen war, vollzogen wurde. Unter dem Motto ­«Willkommen daheim» fanden im letzten und in diesem Jahr verschiedene ­Jubiläumsveranstaltungen statt.

Freunde für immer

An diesen 21. Juni 1971 erinnerte beispielsweise die schlichte, aber eindrucksvolle und würdige Feierstunde in der Basilika von Mariastein am vergangenen Samstag, die den Höhepunkt der Jubiläumsanlässe bildete. Unter Glockengeläut zogen die Mönche und die zahlreichen Gäste in die Kirche ein, wo sie von Abt Peter von Sury begrüsst wurden. Landammann Remo Ankli bekannte, eine persönliche, enge Beziehung zum Kloster Mariastein zu haben. Denn in Beinwil habe er unter Seelsorgern, die Mariasteiner Benediktiner waren, «die Laufbahn eines Ministranten durchlaufen und abgeschlossen.»

Aber auch als Mitglied des Solothurner Regierungsrates pflege er eine gute Beziehung zum Kloster. Ankli erinnerte an die lange und wechselhafte gemeinsame Geschichte, die bis ins ausgehende Mittelalter zurückreiche. «Tiefpunkt war die Aufhebung während des Kulturkampfes», stellte Ankli fest. Seit der ­Wiederherstellung der Selbstständigkeit pflege die Regierung freundschaftliche Kontakte.

Was damals Landammann Willy ­Ritschard sagte, bestätigte Ankli gerne: «Wir wollen für immer Freunde bleiben.» Der Regierungsrat habe grössten Respekt vor den Verdiensten des Klosters und sei bereit, dieses im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen. Pater Leonhard Sexauer erinnerte in seiner kurzen Rede an das babylonische Exil der Juden. Ein ähnliches Schicksal hatten die Mönche von Mariastein zu erdulden. Es war auch für sie eine prägende Erfahrung.

«Maria hat geholfen»

«Wie war es möglich, dass der Staat das Kloster den Mönchen zurückgegeben hat, wo doch der Staat nie etwas zurückgibt?» Diese Frage habe ihm ein Gast ­gestellt, sagte Abt Peter von Sury in ­seiner Rede. Er würdigte besonders den Umstand, dass die Wiederherstellung vom Stimmvolk genehmigt worden ist.

Auch Abt Peter ging auf den heftigen Kulturkampf und die Jahre im Exil ein. Die Wiederherstellung verdankte das Kloster insbesondere engagierten Laien — «die in der Kirche leider immer noch zu wenig zu sagen haben», betonte der Klostervorsteher. Leicht ironisch ­fügte er hinzu, dass für die Wieder­herstellung «wohl auch finanzielles ­Kalkül im Spiel» gewesen sei. Denn der Unterhalt der Basilika und der Lohn der beiden in Mariastein nach wie vor tätigen Wallfahrtsmönche seien dem Kanton wohl etwas zu teuer geworden. Auch der Abt bestätigte, dass man heute einen gegenseitigen respektvollen Umgang pflege. Er führte weiter aus, dass die Wallfahrenden nicht der Mönche wegen nach Mariastein pilgerten, sondern ­wegen der Muttergottes. Und es kommen Leute aller Kulturen, Konfessionen und Sprachen, betonte Peter von Sury. Schliesslich gab er auf die eingangs gestellte Frage des Gastes eine Antwort, die wohl von höherer Naivität geprägt sei: «Maria hat geholfen!»

Die Feier in der Basilika wurde ­umrahmt vom Gesang des Cäcilien­verbandes Schwarzbubenland und Orgelklängen. Im Anschluss an die Feier­stunden trafen sich die Gäste zu ­Gespräch und Umtrunk unter den schattigen ­Bäumen des Klostergartens.