Musik und Geschichten mit Herz

Gelassener kann ein Wochenende wohl kaum beginnen: Die in Irland geborene Singer-Songwriterin Shirley Grimes und der Zürcher Slide-Gitarrist und Sänger Hank Shizzoe verzauberten das Publikum in Breitenbach mit ihren Gitarren und Stimmen.

Harmonierten auf der Bühne perfekt: Shirley Grimes und Hank Shizzoe unterhielte das Publikum in Breitenbach nicht nur mit Musik, sondern auch mit ihren Geschichten aus vergangenen Zeiten. Foto: Melanie Brêchet
Harmonierten auf der Bühne perfekt: Shirley Grimes und Hank Shizzoe unterhielte das Publikum in Breitenbach nicht nur mit Musik, sondern auch mit ihren Geschichten aus vergangenen Zeiten. Foto: Melanie Brêchet

1987 habe sie sich in einen Jungen ­verliebt, er sich jedoch nicht in sie. Stattdessen habe er sein Herz an dasselbe Mädchen verschenkt, wie alle anderen Jungs auch: Die sei schön und eine tolle Tänzerin gewesen und habe einfach alles gehabt — Singen und Gitarrespielen wie sie selbst konnte das Mädchen aber nicht.

So kam es, dass Shirley ihrem lernwilligen Schwarm das Gitarrenspiel beibrachte. Einen ganz bestimmten Song, die damalige Nummer 1 in Irland, hätten die beiden damals ausgiebig geübt: «With or Without You» von U2. Mit diesem Klassiker wurde auch das Konzert eröffnet. Praktisch ­jeder Song des Abends wurde von einer Geschichte begleitet, die Shirley Grimes oder Hank Shizzoe — mit bürgerlichem Namen Thomas Erb — so erlebt hatten und in der dieser eine Song oder der ­Interpret oder die Interpretin eine ­wichtige Rolle gespielt hatten. Die beiden verstanden es vortrefflich, das Publikum auf humorvolle Art und Weise zu unterhalten, indem sie aus dem Nähkästchen plauderten und die Leute ganz locker miteinbezogen. So war zum Beispiel zu erfahren, dass Hank Shizzoe wohl nie mit Gitarre angefangen hätte, wenn sein Bruder nicht eines Tages mit der ersten Dire Straits-LP nach Hause gekommen wäre und diese in Dauerschlaufe gehört hatte, während Hank im Nebenzimmer krank im Bett gelegen hatte. Er habe sich damals gedacht: «Gitarre wäre ja auch noch schön» und habe begonnen, das Instrument zu lernen. Passender könnte der Titel der Tour denn auch nicht sein: «The Songs That Made Us».

Alte Freunde

Shirley Grimes, im Alter von 18 Jahren in die Schweiz gekommen und hängengeblieben, und Hank Shizzoe kennen sich bereits seit Jahren. Ihre Wege hatten sich schon mehrmals auf Bühnen und in Studios gekreuzt. Mit der Coronapandemie sahen sie die Zeit gekommen, «endlich einmal etwas zusammen zu machen» und so stellten sie ihr Programm mit Songs, die sie auf ihren Weg gebracht haben, zusammen: Traditionelles irisches Liedgut wie das zauberhaft melancholische «She Moved Through the Fair» oder «The Auld Triangle» wechselten sich ab mit Songs von Sting oder Bob Dylan.

Überzeugend in jeder Hinsicht

Die Stimmen von Grimes und Shizzoe sind schon jede für sich ein wahrer Genuss. Hank Shizzoe bewies sein grosses Können unter anderem mit dem Johnny-Cash-Klassiker «Ring of Fire» und überzeugte durch sein fantastisches, virtuoses Gitarrenspiel. Shirley Grimes, gesegnet mit einer Stimme wie ein klarer, tiefer See, glänzte insbesondere bei den irischen Folksongs, überzeugte aber auch durch und durch als Bluessängerin, ein Terrain, das sie bisher — aus welchen Gründen auch immer — noch nicht betreten hat. Zusammen harmonierte das Duo unglaublich gut und man hatte beim Zuschauen und -hören das Gefühl, dass die Musik durch die beiden regelrecht hindurchfliesst und nicht nur das Publikum, sondern auch sie selbst immer wieder aufs Neue verzaubert. Das Publikum in Breitenbach honorierte das Konzert mit grossem Applaus.