Mehr Biodiversität unter Strommasten

Zusammen starteten Pro Natura Baselland und die IWB (Industrielle Werke Basel) vergangene Woche ein Projekt, welches die Natur unter den Hochspannungs­leitungen förmlich aufblühen lässt.

Die Rodungsmaschine: Der «Schreitharvester» – so der Name der Maschine – mit Greifzange und Kreissäge schafft fast jedes Gelände.

Die Rodungsmaschine: Der «Schreitharvester» – so der Name der Maschine – mit Greifzange und Kreissäge schafft fast jedes Gelände.

Rückschnitt Ost schon fast abgeschlossen: Der Projektverantwortliche Thomas Fabbro mit dem bereits bearbeiteten Teilstück im Hintergrund. Foto: Martin Staub

Rückschnitt Ost schon fast abgeschlossen: Der Projektverantwortliche Thomas Fabbro mit dem bereits bearbeiteten Teilstück im Hintergrund. Foto: Martin Staub

Die Hochspannungsleitung zwischen Binningen und Bassecourt führt auch durch Kleinlützel. Die IWB als Strom­produzent hat sich schon länger Ökologie, Naturschutz und mehr Biodiversität auf die Fahnen geschrieben. Deshalb kam beim Aufeinandertreffen von Pro Natura Baselland ein schweizweit einzigartiges Projekt zustande, das Lebensräume von Tieren und Pflanzen entlang der Leitungstrassee ökologisch deutlich ­aufwerten wird.

Für eine erste Etappe sollte Projek­tleiter Thomas Fabbro, Co-Geschäfts­führer von Pro Natura Baselland, ein Teilstück aussuchen, welches die positive Wirkung ausgesprochen deutlich zeigt. «Eine Vorzeige­fläche sozusagen», erklärt ­Fabbro gegenüber dem «Wochenblatt». Die vorbereitenden Massnahmen wurden vor wenigen Wochen abgeschlossen, das Projekt am Montag vergangener ­Woche in einem Teilstück von rund 20000 Quadrat­metern im Gebiet Mittlerer Brandel auf Kleinlützler Boden gestartet.

«In einer ersten Etappe geht’s um nichts anderes als ums Zurückschneiden des Gebüsches, was die IWB ungefähr im Zehnjahresrhythmus immer tun musste», erklärt Fabbro, fügt aber an: «Mit dem Unterschied, dass geschnittenes Material auf die Seite geschafft wird und seltene, schützenswerte Bäume und Sträucher verschont bleiben, damit die Fläche regelmässig und sorgfältig gepflegt werden kann. Dadurch können die geschaffenen kleinräumigen Strukturen beibehalten werden und ein Mosaik aus wertvollen Sträuchern und Kräutern kann wort­wörtlich aufblühen.» Gerhard Walser, Revierförster des Forstreviers Laufental-Thierstein West, ist mit seinem Team im Boot und hat vorgängig die entsprechenden Pflanzen mit blauer Farbe markiert. «Zudem kennt der Fahrer im Rodungs­fahrzeug jeden Strauch und Baum», sagt Thomas Fabbro.

Schon bald mehr Artenvielfalt

Das von ihm ausgesuchte, rund 300 Meter lange Teilstück verzeichnet einen trockenen und einen feuchten Abschnitt. In Letzterem sollen auch zwei Tümpel angelegt werden. Mit buchtigen und ­gestuften Waldrändern, einem natürlichen Strauchgürtel, lichten Waldflächen mit besonnten Felsen dürfte sich die Arten­vielfalt an Insekten, Kleintieren sowie einer vielfältigeren Strauch- und Baum­vegetation innert kurzer Zeit ­einstellen, ist Thomas Fabbro überzeugt. Für die Pflege des ersten Teilstücks des Projekts, das später fortgesetzt ­werden soll, ist die Forstbetriebs­gemeinschaft Laufental-Thierstein West unter Revier­förster Gerhard Walser beauftragt. Auch die Besitzerin des betreffenden Wald­stücks, die Bürgergemeinde Kleinlützel, steht hinter dem Projekt.

Den einzigen Wermutstropfen — den hohen Preis — konnte Thomas Fabbro im Gespräch mit den IWB elegant dämpfen: «Erstens tragen diverse Stiftungen und Institutionen das Projekt mit, zweitens dürften Rückschnitte zur Sicherung der Leitungen durch die regelmässige Pflege viel seltener nötig werden. Also möglicherweise sogar nahezu ein finanzielles Nullsummenspiel mit einem grossen Mehrwert für die Natur.»