Gemeinde kauft Restaurant Tell

Eine reich befrachtete Traktandenliste lockte über hundert Einwohnerinnen und Einwohner zur Gemeindeversammlung. Der traktandierte Kauf der Liegenschaft an der Dorfstrasse erregte einige Gemüter, ging aber glatt über die Bühne.

Grund für den Grossaufmarsch: Der Kauf der Liegenschaft «Tell», die jetzt mit Ausnahme eines Stockwerkeigentums der Einwohnergemeinde gehört. Foto: Martin Staub
Grund für den Grossaufmarsch: Der Kauf der Liegenschaft «Tell», die jetzt mit Ausnahme eines Stockwerkeigentums der Einwohnergemeinde gehört. Foto: Martin Staub

So viele waren es schon lange nicht mehr. Es mussten noch Stühle reingetragen werden, um den 114 Einwohnerinnen und Einwohnern einen Platz anbieten zu können. Coronakonform mit Abstand war der Gemeindesaal somit prall voll. Präsident Martin Borer und der Gemeinderat mit den neu gewählten Mitgliedern Alexander Allemann und Simone Spies konnten sich über das grosse Interesse freuen. Traktandum 3, «Kauf Liegenschaft Dorfstrasse 71», dürfte der Hauptgrund für den Grossaufmarsch gewesen sein. Ein anonymes, in den Lützler Briefkästen verteiltes Flugblatt einer gewissen «Gruppe Blauenstein» (Marcel Wyser, Präsident des gleichnamigen Jagd-vereins, machte seinem Ärger über den Missbrauch des bereits bestehenden Namens Luft), sollte die Gegner dieses Vorhabens zur Versammlung locken. Und so kamen sie denn in Scharen, allerdings vorwiegend die Befürworter. Ein Exkurs von Roger Chalon, dem ehemaligen Präsidenten der Baukommission, der am Vor­haben keinen guten Faden liess, sowie ein ebenso umfassendes Plädoyer eines anderen Einwohners konnten die Lützler nicht umstimmen. Mit 83 zu 17 Voten stimmte der Souverän dem Kauf des ehemaligen «Tells» für 740000 Franken zu. Somit wird die Gemeinde nebst ihrem bereits 1993 erworbenen Gemeindesaal nun auch im Besitz des Restaurants mit Gewölbekeller, moderner Küche und kleinem Säli, einer grossen Garage, einer 2½-Zimmer-Wohnung, einem Büro und einem einzelnen Hotelzimmer sein. Eine Wohnung im Stockwerkeigentum fehlt in diesem Paket. «Leider», wie Daniel Wüthrich als verantwortlicher Gemeinderat in seinen umfassend fotografisch dokumentierten Beschreibungen zugab. Weitere traktandierte Investitionen — Sanierung Turn- und Spielplatz in der Schulanlage Eich für 20000 Franken und Belagssanierung Bergweg für 150000 Franken (hier gibt’s noch Kantons­beiträge) — gingen reibungslos über die Bühne. Auch die Beiträge von 15000 Franken für ein neues Dorfbuch, die Kosten einer Stellenaufstockung für einen Bauverwalter im Vollamt für rund 120000 Franken, 78000 Franken für einen weiteren Mitarbeiter im Technischen Dienst, 20000 Franken für den Umbau des Kleinkaliberstandes und 13000 Franken für den Unterhalt Spielplatz Huggerwald wurden ebenfalls ­kommentarlos durchgewinkt. Und nebst ­diesen grossen Brocken — Netto­investitionen von 4,5 Mio. Franken — gab es schliesslich noch das Zückerchen Steuerreduktion: Lützlerinnen und Lützler bezahlen ab kommendem Jahr statt 131 nur noch 129 Prozent der Staatssteuer in die Gemeindekasse.