Flugtage – Gemeinderat will auf Ängste eingehen

Ein runder Tisch des Gemeinderates mit der Bevölkerung, dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) und der Segelfluggruppe Dittingen (SGD) zeigte beides: Ängste bei Vorführungen über Dorfgebiet, aber auch Verständnis und Begeisterung für die traditionellen Flugtage.

Einfühlsame Moderation: Thomas Kübler (links) befragt BAZL-Vertreter Jörg Thurnheer zur Bewilligung für die Flugtage 2015.
Einfühlsame Moderation: Thomas Kübler (links) befragt BAZL-Vertreter Jörg Thurnheer zur Bewilligung für die Flugtage 2015.

Gut 80 Einwohnerinnen und Einwohner folgten am Montagabend der Einladung des Gemeinderates Dittingen zu einem Runden Tisch, um über die Flugtage und deren Zukunft zu diskutieren. Ihnen gegenüber sassen Jörg Thurnheer, Projektleiter Flugveranstaltungen beim BAZL, Beat Jermann, Urs Winkelmann und Thomas Anklin (alle von der Segelfluggruppe Dittingen, SGD) sowie Vizegemeindepräsident Edi Jermann mit den beiden Gemeinderäten Sven Stegmüller und Marco Zutter. Für den Vizegemeindepräsidenten war es nach einem Rückblick auf die Flugtage, das Wetter und den Flugunfall ein besonderes Anliegen, allen Einsatzkräften und generell allen Helferinnen und Helfern zu danken: «Die Solidarität der Dorfbevölkerung hat mich tief beeindruckt.»

Unfallbericht in zwei Jahren

Moderator Thomas Kübler verstand es mit seiner ersten Frage nach Problemen bei der Bewilligung dieser Flugtage 2015, das Eis zu brechen. «Die SGD musste zahlreiche Dokumente zu Sicherheit, Verkehr und flugtechnischen Sachen wie Minimalhöhen und Flugprogramme einreichen und hat alle Auflagen erfüllt», sagte Jörg Thurnheer vom BAZL, der jährlich zwischen 20 bis 40 solcher Flugveranstaltungen in der Schweiz registriert. Zudem hätten die drei Grasshoppers-Piloten ihr Programm am Freitag vorfliegen müssen, um allenfalls gefährliche Manöver schon im Vorfeld der Flugschau zu eliminieren, so Thurnheer. Zum Hergang des Unfalls, bei dem ein Pilot tödlich verletzt worden war, konnten und wollten weder Thurnheer noch die SGD-Leute spekulieren, sondern die bis zwei Jahre auf den detaillierten Unfallbericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle (SUST) warten.

Ängste, aber auch viel Herzblut für Aviatik

In mehreren Voten monierten schockierte Einwohnerinnen «Loopings, Sturzflüge, alles über unseren Hausdächern», während Kinder im Garten spielten. Ein Votant wollte die im Normalbetrieb geltende Motorflugzeugverbotszone über dem Siedlungsgebiet auch auf die Flugtage ausgedehnt wissen. «Ein Restrisiko bleibt immer, sonst müssen wir die Flugtage ganz absagen. In den letzten 30 Jahren ist überdies an solchen Airshows in der Schweiz keine einzige Drittperson zu Schaden gekommen», erklärte Thurnheer. Doch im Vorführluftraum sei Potenzial für Verbesserungen zum Schutz von Dritten vorhanden, auch die Gemeinde könne etwa für das mehrfach zitierte Gefahrengebiet Obermatt ihre Optimierungsvorschläge einbringen: «Wir agieren im BAZL nie gegen den Willen einer Gemeinde.»

Eine Verschiebung des Vorführkorridors nach Westen sei denkbar, sagte auch Thomas Anklin von der SGD, welche im Übrigen die Besorgnis der Bevölkerung teilte, aber über die Durchführung der Flugtage 2017 keine Aussagen machen konnte. «Der Entscheid fällt demokratisch im Frühjahr 2016», beschied Obmann Beat Jermann.

«Dittingen ist das Synonym für Flugtage», sprachen sich etliche flugbegeisterte Votanten für weitere Flugtage und das Akzeptieren des Restrisikos aus. Eine Einwohnerin regte eine Konsultativ- Abstimmung im ganzen Dorf an, während Einwohner Urs Asprion die originelle Idee hatte, besorgten Dittingern das Gratis-Eintrittsbändeli gegen eine TNW-Tageskarte zu tauschen. Um dann mal ein bisschen weg zu sein.

«Wir wollen auf alle Ängste eingehen und jede Optimierungsmöglichkeit ausloten, aber ein Nullrisiko gibt es nicht», schloss Gemeindevizepräsident Edi Jermann nach anderthalb Stunden eine schwierige, aber ergiebige Diskussion.