Faszination Heuschrecken
Wer sich zurzeit draussen aufhält, kommt um die kleinen Tierchen nicht herum. Zu sehen sind sie zwar selten, zu hören jedoch umso mehr und bisweilen auch richtig laut: die Feldgrillen.

Wenn der Biologe Dieter Thommen aus Laufen über Heuschrecken zu sprechen beginnt, ist seine Begeisterung für diese Tiere nicht zu überhören. Und wer sich mit diesen Tieren auch nur etwas näher beschäftigt, versteht auch, warum.
Bei Heuschrecken mit langen Fühlern handelt es sich um Grillen, welche im Augenblick sehr aktiv sind. Die Heuschrecken mit kurzen Fühlern tauchen erst im Hochsommer auf.
Bei den Tieren, welche zurzeit auf vielen Wiesen zu hören sind, handelt es sich um die Feldgrille. Diese lebt oft in Höhlen im Boden, in einer Tiefe von rund 40 Zentimetern. Dabei gibt sich die Grille nicht mit jedem Boden zufrieden. Damit sie sich gut eingraben kann, darf der Boden nicht zu fest und nicht zu dicht bewachsen sein. Die Grille mag also lockeren Boden und Wärme.
Etwa Anfang Juni schlüpfen die jungen Grillen aus ihren Eiern. Anschliessend entwickeln sie sich bis zum Herbst zu «Jugendlichen». Nach dem Überwintern im Jugendstadium werden die Grillen im nächsten Frühjahr erwachsen und die Männchen beginnen lautstark nach paarungswilligen Weibchen zu suchen. Der letzte Winter sei besonders warm gewesen, darum habe er die Grillen dieses Frühjahr bereits Anfang April zirpen gehört, sagt Dieter Thommen. Sonst sei diese erst Ende April der Fall. Nach etwa einem Jahr endet der Lebenszyklus der Feldgrille. Zu sehen bekommen wir die Grillen kaum. Sie sind vorsichtig und halten sich meistens in der Nähe ihrer Höhlen auf. Naht ein Feind, verkriechen sie sich augenblicklich in ihrem sicheren Schlupfloch.
Besonders faszinierend ist die Lautstärke, die die Grillen mit ihren Flügeln erzeugen können. Damit locken sie einerseits Weibchen an und markieren gleichzeitig ihr Revier. Die Flügel haben Leisten mit Zähnen, ähnlich wie ein Kamm. Mit diesen verursachen sie das vertraute Geräusch. Vorrichtungen auf dem Flügel und das «Dach» ihrer Höhlen verstärken den Ton zusätzlich. Ihr eigenes Hörorgan, welches der Orientierung dient, befindet sich an den Beinen unterhalb der Knie.
Wichtige Zeiger für Biologen
Heuschrecken sind immens wichtig für die Forschung zur Bewertung von Lebensräumen. Die Tiere sind sehr empfindlich auf Umwelteinflüsse. Feldgrillen halten sich typischerweise dort auf, wo es warm und trocken ist und die Vegetation nicht zu dicht wächst, zum Beispiel also auf ökologisch wertvollen Magerwiesen oder an Böschungen, wo Wasser gut abfliessen kann. «Heuschrecken sind wichtige Zeiger für uns Biologen», sagt Dieter Thommen. «Sie erfordern bestimmte Qualitäten. Im Mittelland beispielsweise gibt es nicht mehr viele Grillen. Die Lebensräume werden dort zu intensiv bewirtschaftet. Hier bei uns gibt es jedoch viele.»
Ungeliebte Maulwurfsgrille
Nicht mehr so oft anzutreffen sind in der Region die Maulwurfsgrillen, auch Werren genannt, weil sie verfolgt werden. Gärtner mögen sie nicht, da sie sich des Öfteren an Wurzeln zu schaffen machen soll. Dieter Thommen bezweifelt aber, ob tatsächlich immer die Werre die Schuldige ist. Sie sei nämlich eine Räuberin und fresse vor allem Drahtwürmer und Insekten, die im Boden leben. Dieter Thommen selbst ist begeistert von Werren. Mit ihren Schaufelbeinen sei sie faszinierend. Im Gegensatz zu anderen Heuschreckenarten wird die Werre auch bis zu drei Jahre alt und brauche zwei Jahre für ihre Entwicklung. Ausserdem kümmere sich das Weibchen um ihre Brut, andere Heuschreckenarten überlassen ihre Eier ihrem Schicksal.
Neues Buch
Dieter Thommen arbeitet zurzeit an einem Buch. In diesem geht es um die Jugendstadien von Heuschrecken und Grillen. Das Buch soll mit Text und Bildern bei der Bestimmung von Jungtieren behilflich sein. Aus diesem Grund ist Dieter Thommen insbesondere noch auf der Suche nach jungen Werren. Wer solche in seinem Garten hat, möge sich bei ihm melden.