Erfolgreicher Umzug

Seit einigen Jahren stand nördlich des Bahnhofs Zwingen ein Schwalbenhaus, das leider keine Mieter fand. Im heurigen Frühling wurde das Haus an den Obermattweg gezügelt und siehe da, die Mehlschwalben belegten beflügelt die luftigen Wohnungen.

Endlich neue Wohnungen für Mehlschwalben: Schwalbenhaus am Obermattweg in Zwingen. Foto: Jürg Jeanloz
Endlich neue Wohnungen für Mehlschwalben: Schwalbenhaus am Obermattweg in Zwingen. Foto: Jürg Jeanloz

Mehlschwalben haben es schwer: Alte Häuser mit geeigneten Vordächern werden abgerissen und in neuen Häusern sind sie nicht willkommen. Sie bauen ihre Nester gerne an Hauswänden mit geschützten Vordächern und schätzen ungestörte Einflugmöglichkeiten. In ihrem fröhlichen Treiben hinterlassen sie natürlich ihre Visitenkarte und zwitschern, was das Zeug hält. Findige Naturfreunde haben deshalb freistehende Schwalbenhäuser entworfen, die in den Dörfern aufgestellt und von der Bewohnerschaft akzeptiert werden. Mehlschwalben sind äusserst familiär und leben gerne in Kolonien, weshalb in den Schwalbenhäusern eine Vielzahl von künstlichen Nestern angebracht werden.

2013 wurde in Zwingen ein solches Schwalbenhaus bei der Einfahrt Etzmatt aufgestellt, aber die Schwalben blieben aus. Im Frühling 2020 wurde der Eigentümer der Holzbauplanung Blaser AG beim Natur- und Vogelschutzverein ­Blauen-Dittingen-Nenzlingen vorstellig und berichtete von Schwalben, die sein Gebäude ständig umkreisten und Nistgelegenheiten suchten. Grund dieses Verhaltens war der Abriss der alten Papierfabrik, wo viele Nistplätze verloren gingen. Nach regem Gedankenaustausch wurde erwogen, das Schwalbenhaus am Bahnhof abzureissen und neu auf dem Gelände der Holzbauplanung aufzustellen. Der Gemeinderat von Zwingen und die ehemaligen Spenderinnen Basellandschaftliche Gebäudeversicherung BGV und EBM (heute Primeo Energie) waren damit einverstanden und sicherten Unterstützung zu. Anfang April wurde der Oberteil des Schwalbenhauses abgebaut, an den neuen Ort transportiert und auf einen neuen Mast gesetzt. Die Kosten für Transport und Montage wurden von der BGV und diejenigen für den neuen Mast von der Primeo Energie übernommen.

Erfolgreiche Umsiedlung

Der Umzug war von Erfolg gekrönt! Wie Naturfreund Fredi Steffen feststellte, waren von den 50 Nestern 41 besetzt. Mit einem solchen Resultat hätte niemand gerechnet. Emsig flogen die Mehlschwalben ein und aus, wobei eine Schwalbe im Tag 220-mal ihr Nest besucht, um die Jungen zu füttern. Bis sie flügge werden, vertilgen die Jungvögel 50000 Insekten.

Ende September sammelten sich die Mehlschwalben, um gemeinsam nach Afrika zu fliegen, wo sie überwintern. Dieses Jahr wurden sie aber von der Kälte überrascht, mussten ihre Reise vielfach unterbrechen und Schutz bei Häusern mit Vordächern und Unterschlupfmöglichkeiten suchen.

Erst nächstes Jahr wird sich zeigen, ob die Schwalben, die als Glücksbringer und Frühlingsboten gelten, die Reise gut überstanden haben.