Er hat weltweit Spuren hinterlassen
In einer Retrospektive zeigt der unglaublich vielseitige Künstler Emil Simonetti aus Leymen imKulturforum Bodenacker Radierungen, Lithos,Collagen, Glasfusing,Gouachen und Skulpturen.
Ich zähle mich zu keiner Schule oder Stilrichtung. Ich trachte einzig und allein Eigenes zu machen», zitiert Emil Simonetti (76) auf der Einladung zur Retro-Ausstellung aus dem Kunstbuch, das seinen Namen als Buchtitel führt. Ein erster Blick auf die rund 60 ausgestellten Werke zeigt eine erstaunliche Kreativität in Bezug auf Technik und Titel. Neben den für Simonetti typischen Bischofs- und Hirtenstäben finden sich auch ein «Dittiwage», ein «Scharmör» oder dann auch eine «Stürmekopf Landschaft». Der Künstler ist nämlich in Laufen zur Schule gegangen und hat dort schon in der ersten Klasse auf Büchern und Heften seine Skizzen und Zeichnungen hinterlassen, wie er dem Wochenblatt erzählt.
Zwei bekannte Künstler haben in den 1940er Jahren des Knaben Interesse an einer Künstlerlaufbahn geweckt und bestärkt: die bekannten Maler Otto Plattner und August Cueni. Emil konnte sich in den Schulpausen nämlich nicht genug satt sehen, wenn Plattner am Untertor den Heiligen Martin malte, und verpasste so regelmässig den Unterrichtsbeginn. «Hol den Emil auf dem Gerüst bei Otti», wusste sich die verständnisvolle Lehrerin jeweils zu helfen. Und als Cueni vom Schüler, der damals schon ein Béret trug, den Berufswunsch «Kunstmaler» hörte, meinte er lapidar: «So gseesch au uus.»
40 Jahre für die Kunst
Simonetti, von Beruf Bäcker-Konditor mit Flair für süsse Kunstwerke aus Zucker, Eiweiss und Nougat, lässt sich nicht beirren und besucht ab 1968 Kunstgewerbeschulen und zahlreiche Fachkurse.
«Mein Lieblingsmotiv wurden tanzende, sitzende oder scherzende Bischofs- oder Hirtenstäbe in allen möglichen Materialien, in denen ich mich selbst ausdrücke», sagt Simonetti und verrät, dass er mit altem Kupferblech vom Dach der Basler Elisabethenkirche unzählige Varianten davon in verschiedenen Grössen geschaffen habe. «Er hat weltweit Spuren hinterlassen», sagt an der Vernissage in seiner feinfühligen Laudatio denn auch Urs Spielmann, Schöpfer des Kulturforums Bodenacker, der auf berühmte Kunden des Künstlers, wie den Schah von Persien, Aga Khan, den Reeder Niarchos, Gunter Sachs oder Prinz Bernhard der Niederlande hinweist. Harte Arbeit, unbeirrbarer Glaube an sich selbst, hohe Empfindsamkeit und Kreativität, Menschlichkeit sowie seine Liebe zur heimischen Natur und sein Hang zur Philosophie hätten ihn soweit gebracht, dass er mit 76 Jahren stolz auf «40 Jahre für die Kunst» zurückblicken könne, löst der Laudator an diesem Sonntagvormittag im «Zäni» ellenlangen Beifall aus.