Ein bisschen Thierstein in Mittelbünden
Im Jahre 1951 wurde die alte St. Peterskirche in Büsserach abgerissen und durch einen moderneren Sakralbau ersetzt. Den Turm von 1464 liess man stehen. Der Hauptaltar aus dem 18. Jahrhundert fand einen neuen Ort im weit entfernten rätoromanischen Dorf Riom bei Savognin. «Von monumentaler Schönheit», schwärmt der Autor Walter Studer im Schwarzbubenkalender von 1993.
Der ehemalige Büsseracher Hauptaltar präsentiert sich auch heute noch prächtig in der 1955 restaurierten St. Laurentiuskirche in Riom. Im Buch «Kirchen und Kapellen an der Julierroute» wird das prominente sakrale Kunstwerk aus dem Jahre 1768 unter anderem wie folgt beschrieben:
«Der dreiteilige Aufbau des Altars erinnert an eine Rokokofassade. Reicher Mittelaufsatz, links und rechts zwischen Säulen prangen in den Nischen die in Grau gefassten lebensgrossen Figuren des heiligen Benedikt und des heiligen Antonius des Einsiedlers. Auf dem ausgeschwungenen Gebälk beachte man die geschnitzte Wappenkartusche des Stifters Hieronymus Brunner, Abt von Mariastein (1765-1804). Den krönenden Abschluss bilden die drei geschnitzten Figuren der Dreifaltigkeit und der prächtige Baldachin, der von vier Engeln flankiert wird. Das Hauptbild des Retabels mit dem Thema Der Triumph des Apostelfürsten Petrus wie das Lünettenbild, das den Büsser Hieronymus, den Namenspatron des Stifters, darstellt, werden Johannes Melchior Wyrsch zugeschrieben.»
Wyrsch – ein berühmter Schweizer Maler
Der im Jahre 1732 in Buochs/Nidwalden geborene Johann Melchior Wyrsch «gehörte zu den wichtigsten Schweizer Porträtmalern des 18. Jahrhunderts» (Historisches Lexikon der Schweiz). Er hatte einen spannenden Lebenslauf mit vielen Ortswechseln und einem traurigen Lebensende. Höchst bemerkenswert in seiner Künstlerkarriere ist sein mehrjähriger Aufenthalt in Besançon, wo er die «Ecole gratuite de peinture et de sculpture» mitbegründete und als Professor wirkte. Die Stadt verlieh ihm auch das Ehrenbürgerrecht.
Am 9. September 1798 wurde Wyrsch in seiner Heimat ausgerechnet von französischen Soldaten erschossen. Ein Opfer von rund vierhundert. Die Nidwaldner, darunter auch Frauen und Kinder, kämpften tapfer gegen den übermächtigen französischen Invasor. Den verlorenen Befreiungskrieg mussten die unterlegenen Innerschweizer teuer bezahlen, was eine grosse eidgenössische Solidaritätswelle auslöste. Johann Heinrich Pestalozzi erschien vor Ort und nahm sich den Waisenkindern an.
Weiterführende Literatur: «Riom-Parsonz», Codesch da vischnanca/Dorfbuch, Cumegn/Gemeinde Riom-Parsonz, 2001. «Kirchen und Kapellen an der Julierroute», Ambros Sonder, Calanda Verlag, 1984. «Was du ererbt von deinen Vätern», Walter Studer, in: Dr Schwarzbueb, 1993. «Historisches Lexikon der Schweiz» (HLS), 13 Bände, Schwabe Verlag.
Die letzte Geschichte und eine Vernissage
Während gut zwei Jahren schrieb Linard Candreia Kurzgeschichten für das Wochenblatt. Mit der Geschichte in dieser Ausgabe endet die Serie. Die 50 historischen Miniaturen aus dem Laufental und Thierstein sind nun in Buchform erhältlich. Candreias neustes Werk umfasst Sagen, Legenden, Verkehrsgeschichtliches, Schulisches, Emigrationsgeschichten, Orte der Erinnerung, Passgeschichten, Persönlichkeiten und vieles mehr. Die Buchvernissage findet am Sonntag 18. September um 18 Uhr im Saal des Hotel Centrals in Laufen statt. Tochter Silvana wird den öffentlichen Anlass gesanglich umrahmen.