Franz Hueber öffnete sein Dialekt-Schatzkästlein
Das Kulturforum Laufen liess an seiner Bistro-Lesung vom Januar den Laufentaler Spuren im Schweizerischen Idiotikon eine geballte Ladung «Zwingedütsch» aus der Feder des Zwingners Franz Hueber folgen.

Tout Zwingen» und zugewandte Orte bemühten sich vor einer Woche im stark besetzten Bistro des Alts Schlachthuus um einen Sitzplatz. Sie alle wollten es zwei Monate nach dem Referat von Professor Dr. Hans Bickel über Spuren des Laufentaler Dialekts im Schweizerischen Idiotikon (das Wochenblatt berichtete) noch genauer wissen, wie sich der Laufentaler Dialekt, speziell jener Zwingens, so anhört. «Da kommt niemand an Franz Hueber und seinem 2014 veröffentlichten Buch ‹Zwingedütsch› vorbei», begrüsste ein überwältigter Linard Candreia vom Kulturforum Laufen weit über 50 interessierte Damen und Herren. Um gleich festzustellen: «Was Franz Hueber nicht alles gemacht hat, vom Buchautor über Gemeindepräsident und Stiftungsrat bis hin zum Dirigenten des Musikvereins!» Hueber wehrte da bescheiden ab, er sei auch kein Lokalhistoriker, wie im Programm erwähnt, sondern ganz einfach ein alter, eingefleischter «Zwinge-Hueber» aus einem Geschlecht, das schon seit 1523 im Steuerrodel von Zwingen figuriere. Und schon kam er ins Schwärmen von seinen Jugendzeiten, als er durch Radio Beromünster Gotthelf à fond kennen lernte und im Elternhaus nur gerade zwei Bücher greifbar waren: das Konsumbüchlein und «Wilhelm Tell». «Aber», fragte Hueber, «interessiert sich überhaupt jemand noch für vergangene Zeiten und alte Geschichten, zumal mein Buch weder Krimis noch Sex enthält?» Zumindest das gesamte Bistro tat das und lauschte gespannt seiner Lesung, während ein Bilderreigen Vergangenes wie die alte, von KunstmalerAugust Cueni mehrfach gemalte Steinbrücke wieder aufleben liess.
Sich zusammenreissenfür gutes «Zwingedütsch»
An zahlreichen Beispielen zeigte Hueber die Feinheiten des Zwingner Dialekts auf. Etwa, dass die Einwohner «Zwingner» und «Zwingnere», keinesfalls aber Zwingener sind, und die Leute aus Nenzlingen eben nicht Nenzlingener, sondern «Änzliger» heissen. Das «Zwingedütsch» mache auch die Anfangskonsonaten P und T weicher und lieblicher, also Babbiiri statt Papiiri oder Drummle statt Trummle, so Hueber. «Wer heute noch ‹Zwingedütsch› sprechen will, muss sich fest zusammenreissen, um nicht aus einer ‹Hang› eine Hand zu machen», nahm sich der Autor selbst aufs Korn. Er habe da nämlich einmal auch ein Ehepaar mit «guete Daag mitenander» statt «mitenanger» begrüsst und sich nachher doch etwas geschämt. Für ihn, den «Usserdörfler», war klar, dass die heutige Mobilität die früheren Dialekt-Eigenheiten einzelner Dörfer fast vollständig verwischt hat: «Wer weiss denn heute noch, was ein ‹Wingebrittli›, ein ‹Bimbaum› oder ein ‹Chummert› ist?» Hueber gab in fast zwei Stunden zahlreiche Erinnerungen, Geschichten und Geheimnisse aus seinem Zwingner Dialekt-Schatzkästlein preis, so etwa seine Begegnung mit dem «Schäferhung vo dr Waldegg». Dieser stellte dort den mit kurzen Hosen, Wollstrümpfen und «Gstältli» zum Schlittschuhlaufen ausgestatteten Franz und schnupperte an ihm rum: «Dr Schäferhung hets Bei glüpft und mini Schtrümpf si zerscht warm worde und nachere Halbschtung gfroore gsi. A dr ussgfranselte Wulle si gälblichi Iischzäpfli ghange. I ha’mi erscht wieder draue bewege, wo dr Hung bi sim Meischter gsi isch...»