Viele Wege führen durch Laufen

Umzug des «Wochenblattes» von einer Strasse in eine Gasse: Nach welchen Kriterien eine Verkehrsverbindung als Weg, Gasse oder Strasse bezeichnet wird, ist kaum nachvollziehbar. Das gilt auch für einen Rundgang durch Laufen.

Viehmarktgasse: Bis in die 80er-Jahre wurden hier monatlich Grossvieh, Schweine, Ziegen und sogar Hunde verkauft. Foto: Gaby Walther

Rund hundert Wege, Gassen und Strassen gibt es auf dem Gemeindegebiet von Laufen. Am zahlreichsten sind die «-wege», gefolgt von den «-strassen». An dritter Stelle stehen nicht etwa die «-gassen», von denen es lediglich deren sieben gibt. Auf Platz drei stehen Flurbezeichnungen, bei denen man sich offenbar nicht entscheiden konnte, ob es sich um eine Strasse, eine Gasse oder einen Weg handelt: Kundmatt, Schliffmatt, Norimatt und so weiter.

Und sogleich stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien eine Verbindung zur Strasse geadelt wird und wann sie lediglich als Gasse oder Weg ihr Dasein fristen muss. Denn manche Strasse — etwa die Hauptstrasse im Stedtli — ist wesentlich kürzer als beispielsweise der Schützenweg. Mancher Weg hat mehrere Arme, wie die Hinterfeldstrasse. An der Länge kann es also nicht liegen, auch an der Breite nicht, denn die Enge Gasse ist ungefähr gleich breit wie der Schützenweg.

Bei einigen dieser Strassen ist leicht zu erkennen, wohin sie führen, was etwa für die Basel-, Breitenbach-, Brislach-, Delsberg-, Röschenz- und Wahlenstrasse zutrifft. Fehlgeleitet wird dagegen, wer meint, die Jurastrasse führe in den Kanton Jura. Denn diese kurze Strasse im Bleihollequartier ist eine Sackgasse.

Im Hinterfeldquartier gibt es den Amsel-, Drossel-, Falken-, Lerchen- und Meisenweg. Heissen diese Verbindungen so, weil dort diese Vogelarten weg, also verschwunden sind? Das dürfte kaum der Fall sein. Andrerseits pfeifen die genannten Vögel nicht nur in diesem Quartier. Und es fehlen etwa der Adler- oder der Taubenweg und andere Vogelarten. Apropos verschwunden: Nicht mehr existent in Laufen sind die Korkwaren- und die Portland Cement-Fabrik, nach denen aber weiterhin Strassen bezeichnet sind. Die Portlandstrasse heisst im Volksmund «Schofbeiegge», vermutlich weil diese Strasse hinter dem Coop leicht gebogen ist wie ein Schafbein. Ebenso verschwunden sind Mühlen und Bierkeller, nach denen aber Wege bezeichnet sind. Bei letzterem handelte es sich ja weniger um einen Keller, in dem Bier gelagert wurde, als um einen Keller, wo das Eis der Eisweiher aufbewahrt wurde, um ebendieses Bier zu kühlen.

Verschwunden ist auch der Viehmarkt, während es die Viehmarktgasse noch immer gibt. Der monatliche Viehmarkt hat seine Tätigkeit bereits in den Achtzigerjahren eingestellt. Ältere Laufnerinnen und Laufner erinnern sich noch an die Kühe und Munis, die an Metallgestängen angebunden waren und die dafür sorgten, dass diese Gasse im Volksmund den Spitznamen «Chieblädder-Allee» erhielt — Kuhfladen-Allee. Ebenso wenig wie Vieh gibt es im Stedtli noch Bauern, obwohl die Bauerngasse noch immer so heisst.

Zur Viehmarktgasse ist zu erwähnen, dass vor Jahrzehnten dort nicht nur Grossvieh verkauft wurde, sondern auch Schweine, Ziegen und sogar Hunde. Wenn Bauern eine Kuh verkauft hatten, so tranken sie anschliessend oft einen Kaffee im «Lämmli» oder «Rössli». Und gerne brachten sie die Serviertochter oder die Wirtsleute in Verlegenheit, wenn sie ihr Getränk mit einer Tausendernote bezahlten, die sie zuvor für ihr Kalb erhalten hatten. Das Vieh übrigens wurde oft mit der Bahn nach Laufen geführt, von den Viehhändlern namens Lévy und Sommer, die jeden Monat aus Delémont nach Laufen an den Viehmarkt kamen. Es war dann jeweils wie ein kleiner Alpabzug, wenn das Vieh vom Bahnhof Richtung Stedtli trottete.

In Laufen gibt es im Weiteren einen Sonnenweg, aber keinen Mond- oder Sternenweg — stärneföifi nonemoll! Immerhin führt ein Planetenweg an Mars, Saturn und Konsorten vorbei. Ausserdem dürfte die Sonne nicht nur am Sonnenweg scheinen. Und warum nur führt eine Weststrasse durch den Ort, nicht aber eine Ost-, Nord- und Südstrasse? Da wartet viel Arbeit auf die Nomenklaturkommission, die in Laufen für die Vergabe der Strassenbezeichnungen zuständig ist.

Diese Kommission war sich offenbar bei etlichen Strassenverbindungen nicht einig, ob es sich um Wege, Gassen oder Strassen handelt. Dies trifft zum Beispiel auf die Gebiete Galgemättli, Im Tschambol, In der Eich und andere zu. Zu finden ist auch In den Spitzen, wo aber In den Runden fehlt. Und ein Saal ist Auf Saal ebenso wenig zu finden wie Seide am Seidenweg. Und wann stand die letzte Föhre am Föhrenweg? Und blüht am Buchenweg überhaupt noch eine Buche? Immerhin gibt es am Rebenhöheweg seit einigen Jahrzehnten wieder Reben.

Nach bekannten Persönlichkeiten benannt sind in Laufen nur wenige Örtlichkeiten. So gibt es seit einigen Jahren die Joseph-Feninger-Strasse. Sehr viel älter ist der St. Martinsweg. Zu erwähnen ist auch der Helyeplatz, benannt nach dem Buchdrucker Helias Helye. In Laufen stehen überdies noch zwei weitere Plätze: der Rathaus- und der Vorstadtplatz. Während auf dem Rathaus- und dem Helyeplatz regelmässig gut besuchte Veranstaltungen stattfinden, ist dies beim Vorstadtplatz, einem Verkehrsknotenpunkt, nicht zu empfehlen — ausser zum gemeinsamen Feiern nach WM-Fussballspielen wie im vergangenen Sommer …

Zum Schluss noch etwas Statistik: Insgesamt sind es auf dem Gemeindegebiet von Laufen rund einhundert Wege, Gassen, Strassen und andere Verbindungen: über 40 Wege, halb so viele Strassen und — wie erwähnt — nur sieben Gassen sowie rund zwanzig ohne präzise Zuordnung.

Umzug «Wochenblatt»

Das «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und Laufental» verlegt seine Büroräumlichkeiten in Laufen am 20. November von der Hauptstrasse 37 in die Viehmarktgasse 30. Termine mit der Redaktion oder mit dem Verkauf sind auf Vereinbarung weiterhin möglich. Inserate und Todesanzeigen können online oder telefonisch sowie persönlich am Schalter der Borer Druck AG an der Wahlenstrasse 100 in Laufen aufgegeben werden.

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