Geigenvirtuosin gibt sich die Ehre

Am Samstag 9. Dezember spielen das Neue Orchester Basel und die Violinistin Chouchane Siranossian in der St.-Katharinen- Kirche in Laufen. Auf dem Programm stehen Beethoven und armenische Weisen.

Hoch hinaus: Chouchane Siranossian liebt Bergsteigen und die Violine. Foto: Nikolaj Lund

Das Neue Orchester Basel wurde 1982 von Bela Guyas gegründet. Seit 2012 steht es unter dem kundigen und eleganten Dirigat von Christian Knüsel. Seitdem hat sich der Klangkörper mit jungen Berufsmusikerinnen und -musikern in einer Weise entwickelt, dass er sich vor dem Basler Sinfonieorchester nicht zu verstecken braucht. Unter Knüsel hat das Orchester an Profil und Qualität gewonnen. Das zeigte etwa die Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven im grossen Basler Casinosaal. Das Orchester setzt auf regionale Verankerung und veranstaltet Konzerte in der ganzen Region. Man verfolgt eine Preispolitik, die auch weniger einkommensstarken Menschen die Möglichkeit bietet, klassische Musik zu hören. In zwei Abonnementsreihen sind sieben verschiedene Programme zu finden. Dazu kommen zwei Extrakonzerte und zwei Gastspiele. Das Orchester setzt sich nicht nur für musikalische Meisterwerke und ihre adäquate didaktische Vermittlung ein, sondern auch für die Förderung junger Kunstschaffender. «Wir verstehen Kultur als Dienst an der Gesellschaft und engagieren uns mit weiteren Aktivitäten für Bildung und Kreativität», heisst es auf der Webseite. Das NOB verbindet kulturelles und soziales Engagement. So ist das Konzert «Lichtblicke» am Samstag ein Beitrag für die Unterstützung eines SOS-Kinderdorfs in Armenien. Beide Solistinnen stammen aus diesem Land.

Musikalisches Glanzlicht

Das Konzert für Violine und Orchester D-Dur von Ludwig von Beethoven ist einzigartig, weil der Komponist kein weiteres vollendetes Violinkonzert hinterlassen hat. Die armenischstämmige Violinistin Chouchane Siranossian wird dieses Werk zu Gehör bringen. Sie ist nicht nur Geigerin, sondern auch eine Musikwissenschaftlerin, die sich intensiv mit den Quellen der Spieltechniken befasst hat. Heute muss man sie zu den bedeutenden Virtuosen der internationalen Barockszene rechnen. In einem Interview auf dem Blog des NOB gibt sie Auskunft über ihren Werdegang: «Ich habe moderne Violine studiert. Erst später begann ich barocke Violine zu spielen. Es sind schon zwei verschiedene Sprachen.» Man könne auch mit der barocken Technik expressiv spielen, sagt sie, aber der Ausdruck komme mehr über den Boten. Im Falle Beethovens stehe man zwischen den beiden Welten. Man spürt beim Zuhören, dass sich Siranossian tief in die Quellen vertieft hat und die verschiedenen Violinschulen genau kennt. Man darf gespannt sein, wie die Violinistin die Kadenz im ersten Satz spielen wird. «Ich habe die Kadenz für die Klavierfassung genommen und arrangiert.»

Melodienreich und gefällig

Beethovens 7. Sinfonie in A-Dur entstand 1811 und zeichnet sich aus durch rhythmischen Schwung und das Bekenntnis zur Freiheit. Sie ist eine trotzige Antwort auf die Unterdrückung Europas durch Napoleon. Mit dem Erlös der Uraufführung wurden Invalide und Kriegswaisen der Völkerschlacht von Leipzig unterstützt. «Die Jubelausbrüche während der A-Dur-Sinfonie übertrafen alles, was man bis dahin im Konzertsaal erlebt hatte», berichtete ein Zeitgenosse. Die Sinfonie wurde damals als melodienreichste und gefälligste aller Beethoven’schen Sinfonien angesehen. Den Abschluss des Konzerts macht Tamar Eskenian, die auf der Shvi und der Duduk musiziert und auch singt. Die Shvi ist eine armenische Flöte, die bis 30 Zentimeter lang sein kann; die Duduk gilt als armenisches National­instrument. Tamar Eskenian spielt Melodien, die der Musiker und Musikethnologe Komitas in Armenien sammelte.www.neuesorchesterbasel.ch

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