Es winkt ein schulfreier Tag
Nicht nur alte Menschen, sondern auch viele Jugendliche leiden unter der Coronapandemie und suchen vermehrt Hilfe. Im Gymnasium Laufental-Thierstein versucht man zurzeit, den monotonen Alltag mit besonderen Herausforderungen aufzulockern.
«Die Covid-19-Pandemie belastet Kinder und Jugendliche stark und akzentuiert bestehende Probleme und Ungleichheiten. Es besteht Handlungsbedarf, sonst beeinträchtigt diese Pandemie das Leben einer ganzen Generation, verschärft soziale Ungleichheiten und verursacht über Jahrzehnte hohe soziale Kosten.» Der Pro-Juventute-Corona-Report findet klare Worte, wenn es um die Auswirkungen der Pandemie auf Jugendliche geht. Es ist in den meisten Fällen nicht die physische Gesundheit, die leidet, sondern die psychische.
Susanne Krüger vom Schulsozialdienst am Gymnasium Laufental-Thierstein bemerkte diese Veränderung auch: «Immer mehr Schülerinnen und Schüler haben sich bei mir mit unterschiedlichen Problemen gemeldet. Sie klagten über Panikattacken, soziale Ängste oder Zukunftsängste. Sie sagten, sie könnten sich auf nichts mehr freuen. Das machte mich hellhörig.» Auch Klassenlehrerin Angelika Schäfer registrierte eine Veränderung beziehungsweise spürte ihre Schülerinnen und Schüler nicht mehr: «Ich merkte, dass ich nicht mehr spürte, wie es den Jugendlichen geht. Im Unterricht ist oft kein Platz für persönliche Gespräche. Schulausflüge, Lager oder Feierlichkeiten an der Schule, wo Platz für solche Gespräche vorhanden wäre, gab es keine mehr.»
Innerhalb einer Gruppe, bestehend aus Susanne Krüger, Angelika Schäfer und weiteren Lehrkräften, welche sich mit der Gesundheitsförderung an der Schule beschäftigen, wurde darum nach Ideen gesucht, um die Situation zumindest im Schulbetrieb etwas aufzulockern. Umgesetzt wurde schliesslich die Idee von Angelika Schäfer und ihrer Kollegin Noëmi Tran-Rediger: Eine Challenge sollte dafür sorgen, den Jugendlichen Ziele abseits des Notendrucks zu geben und ihnen eine Portion Abwechslung im Schulalltag zu gönnen.
Der Spass steht im Vordergrund
Die insgesamt 37 Challenges beinhalten spielerische Aufträge. Punkte sammeln können die Jugendlichen in Einzel- oder Klassenchallenges. So sollen beispielsweise Gedichte aufgesagt oder ein Song von Eminem nachgerappt werden. Oder alle Schülerinnen und Schüler einer Klasse besuchen den Unterricht mit einer bemalten Schutzmaske oder nehmen ein Tanzvideo auf. 20 Minuten Montagsmaler oder Tabu im Unterricht zu spielen gehört auch zu den möglichen Aufgaben. Eine Klassenchallenge ist es auch, auf dem Kletterfelsen der Schule ein Klassenfoto zu schiessen. «Es ist uns ein Anliegen, dass mit den Challenges tolle und lustige Erinnerungen geschaffen werden», sagt Angelika Schäfer. Darum werden die Resultate auch aufgenommen —was als Beweis so oder so nötig ist. Auch ausserhalb der Schule können Punkte gesammelt werden, indem man beispielsweise für die Familie kocht.
Die Challenge läuft seit Mitte Mai und dauert bis zu den Sommerferien. Jener Klasse, die am meisten Punkte gesammelt hat, winkt ein toller Ausflug an einem Schultag. «Die Klasse darf wählen, was sie unternehmen möchte», ergänzt Schäfer.
Positive Rückmeldung
In der Schülerschaft sei die Challenge gut aufgenommen worden, freuen sich Angelika Schäfer und Susanne Krüger. Sogar die älteren Gymnasiastinnen und Gymnasiasten hätten sich dazu bereit erklärt, mitzumachen. Auch im Lehrerkollegium sei die Idee im grossen Ganzen gut angekommen. Jene Klassenlehrer, denen es zu viel Aufwand war, Beweisfotos zu sammeln und Punkte zu zählen, hätten diese Aufgabe an eine Fachlehrperson abgeben können. Die Initiantinnen sind sich bewusst, dass ein Teil der Aufgaben auch den Unterricht tangieren und auf den Schulalltag einen gewissen Einfluss nehmen wird. «Das nehmen wir in Kauf», sagen sowohl Angelika Schäfer als auch Susanne Krüger, «und auch die Schulleitung hat hier eindeutig grünes Licht gegeben.»
Bei allen Schwierigkeiten, welche die Coronapandemie ausgelöst oder zu Tage gebracht hat, kann ihr Susanne Krüger auch etwas Positives abgewinnen: Die Jugendlichen hätten bemerkt, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten nicht alleine sind und dass es keine Schande sei, Hilfe in Anspruch zu nehmen.