Die Schönheit des Unscheinbaren

Eigentlich wollte Dieter Thommen gar kein Buch über Heuschrecken schreiben. Seine Nachforschungen über die Jugendstadien der Schweizer Heuschreckenarten resultieren nun aber anders als erwartet in einem umfassenden Nachschlagewerk.

Feldführer: Das Buch ist im Handel oder direkt bei Dieter Thommen erhältlich. Foto: zvg

Feldführer: Das Buch ist im Handel oder direkt bei Dieter Thommen erhältlich. Foto: zvg

Der Autor: Der Biologe Dieter Thommen lebt in Laufen und war bis zu seiner Pension am Gymnasium Laufental-Thierstein tätig. Foto: zvg

Der Autor: Der Biologe Dieter Thommen lebt in Laufen und war bis zu seiner Pension am Gymnasium Laufental-Thierstein tätig. Foto: zvg

Wenn Dieter Thommen über Heuschrecken spricht, gerät er ins Schwärmen. Auch wenn die Tiere in ihrer Grösse nicht imposant seien, hätten sie viel zu bieten und ihre Gestalt, ihr Verhalten und ihre Ansprüche an den Lebensraum seien bei genauer Betrachtung sehr spannend.

In den Achtzigerjahren erschien von Heiko Bellmann ein Buch zur Bestimmung von Heuschrecken. Dieses weckte auch bei Dieter Thommen das Interesse an diesen Insekten. Während seiner Feldstudien stellte er aber fest, dass sich weder dieses Buch noch nachfolgende Veröffentlichungen mit den verschiedenen Jugendstadien der Heuschrecken beschäftigten.

Vor rund sechs Jahren führte Dieter Thommen einen Kurs über Heuschrecken durch. Er und die Kursteilnehmenden hätten dabei besonders viele Heuschrecken im Jugendstadium beobachten, sie aber nicht bestimmen können. Also beschloss er, sich dem Thema zu widmen. 2016 begann Dieter Thommen damit, die Jugendstadien der Heuschrecken zu erforschen, auch wenn er nicht von Anfang an an die Veröffentlichung eines Buchs gedacht habe. «Die Sache nahm dann aber Fahrt auf», erklärt er.

In der ganzen Schweiz unterwegs

Von 2016 bis Ende des letzten Jahres bereiste Dieter Thommen die ganze Schweiz mit dem ÖV, dem Velo und zu Fuss, um sämtliche bekannten Heuschrecken­arten der Schweiz zu finden und in ihren ­Jugendstadien zu fotografieren. «Manchmal verpasste ich den richtigen Zeitpunkt und musste die Reise ein Jahr später erneut antreten», erklärt Dieter Thommen seinen Aufwand. «Ich musste ja jeweils auch herausfinden, wann ich welche Art in welchem Stadium finden kann.» Der Aufwand hat sich gelohnt. Alle 109 bekannten Schweizer Heuschreckenarten finden sich im neu veröffentlichten Feldführer «Jugendstadien der Heuschrecken der Schweiz», etwa 98 Prozent der abgebildeten Fotos stammen vom Autor. Gemäss Thommen soll das Buch den Beobachterinnen und Beobachtern die Möglichkeit bieten, die Jugendstadien der Heuschrecken mit einfachen Hilfsmitteln wie Lupe oder Sammelglas im Lebensraum nach Art und Alter zu bestimmen. Das Buch richtet sich sowohl an Experten als auch an Naturinteressierte, die Freude an der verborgenen Schönheit in unserer Umwelt haben.

Grosser regionaler Bezug

Besonders erfreut ist Dieter Thommen über die Tatsache, dass rund ein Drittel aller Schweizer Heuschreckenarten auch in der Region vorkommen und hier auch dokumentiert werden konnten. Naturnahe Gebiete in Laufen, Liesberg oder am Blauensüdhang seien wichtige Lebensräume für die Tiere. «Es sind in erster Linie die Magerwiesen, welche vielen unserer Heuschreckenarten einen Lebensraum bieten. Aber auch in Steinbrüchen oder Lehmgruben wie dem Liesberger Andil sind viele Arten zu finden. Das ist ein gutes Zeichen, denn Heuschrecken sind anspruchsvoll», gibt Dieter Thommen zu bedenken.

Eine Art, welche im Buch vertreten ist, ist die Maulwurfsgrille, im Volksmund Währe genannt. Dass auch diese Art im Buch vertreten sei, sei nicht zuletzt dem Wochenblatt zu verdanken, sagt Dieter Thommen. Nach einem Bericht über Heuschrecken und seinem Aufruf, man möge ihm mögliche Währennester melden, hätten ihm vier Personen aus der Region Maulwurfsgrillen aus ihren Gärten zur Verfügung gestellt.

Naturnahe Gärten

Dieter Thommen gibt zu bedenken, dass Heuschrecken auch in Gärten vorkommen. Jeder und Jede könne darum etwas dazu beitragen, dass die Artenvielfalt in der Schweiz erhalten bleibe. «In einem naturnahen Garten mit einheimischen Sträuchern und Grasflächen können bis zu zwölf Heuschreckenarten vorkommen und beobachtet werden. Die Tiere brauchen beispielsweise weiche Blätter als Futter, da eignet sich der Kirschlorbeer nicht.» Heuschrecken könnten sich in Gärten auch als ausgesprochen nützlich erweisen: «Heuschrecken fressen teilweise auch andere Insekten wie Blattläuse, sind Teil der Nahrungskette für Vögel oder Eidechsen und damit ein wichtiger Teil für die Biodiversität.»

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