«Begeisterung für eine Sache ist wichtig»

Vorletzte Woche fand am Gymnasium Laufen die Technik- und Informatikwoche statt.

Gemeinsames Arbeiten: Armin Streuli (im weissen T-Shirt) schätzt an den naturwissenschaftlichen Fächern die Teamarbeit, hier mit seinen Kurskommilitonen und -kommilitoninnen (v.l.) Gian Hübscher, Ramona Neyerlin und Mia Graf. Fotos: zvg / Adarsh Siripati

Technische Geräte sind aufgebaut, Formeln stehen auf der Wandtafel und rund um die Tische in den Klassenzimmern des Gym Laufen herrscht reger Gedankenaustausch. Gut dreissig Schülerinnen und Schüler aus der Region nehmen an der Technik- und Informatikwoche von IngCH teil. IngCH engagiert sich seit über 30 Jahren für die Nachwuchsförderung im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) mit dem Ziel, zu informieren, zu begeistern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Unter ihnen ist die 19-jährige Yara Lais aus Laufen. Sie will die Woche nutzen, um Gewissheit zu erhalten, in welche Richtung sie nach der Matura im Jahre 2026 gehen soll. Schon als Kind hat sie sich für Technik interessiert. Ihr Vater ist Ingenieur. Sie hat ihn mit technischen Fragen schon früh gelöchert. Gemeinsam mit ihm hat sie schon als Kind den Motor eines Töffs auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt.

Feuer und Flamme für Mathe und Physik

Sie hat erst ein zehntes Schuljahr absolviert und danach eine Lehre begonnen, was ihr aber nicht zusagte. Dann ging sie ans Gymnasium und hier hat sie Feuer und Flamme gefangen für die Fächer Mathematik und Physik. Yara Lais ist sich bewusst, dass sie mit dieser Richtung sich eher in einer Männerwelt bewegt: «Das hat sich aber geändert; wir sind einige junge Frauen am Gymnasium mit diesen Interessen», sagt sie und ergänzt, dass das Geschlecht inzwischen keine Rolle mehr spiele.

Nach der Matura will sie ein oder zwei Zwischenjahre machen und eine Zeit lang als Flugbegleiterin arbeiten. Eine mögliche Idee wäre es, Medizinaltechnik zu studieren. An der Fachhochschule Muttenz hat sie bereits ein Praktikum absolviert. «Ich finde die Entwicklung von Prothesen spannend», die Menschen den Alltag erleichtern. Sie findet die Projektwoche eine gute Sache. Denn sie zeigt einem die vielfältigen Möglichkeiten auf, die sich durch die MINT-Fächer bieten. Als Tipp für Gymnasiastinnen der ersten Klasse: «Ihr müsst offen und mit Begeisterung dabei sein!»

Ähnlich sieht es der 18-jährige Arnim Streuli aus Bärschwil, der am Gymnasium den Schwerpunkt Physik und angewandte Mathematik besucht. Auch er verspricht sich von der Projektwoche mehr Gewissheit über die Studienrichtung nach der Matura. Ihn spricht vor allem Mathematik und Informatik an. Ausserhalb der Schule hat er schon mit 13 Jahren eine Software entwickelt und sogar einige Spiele programmiert. Allerdings hat er diese nicht ins Netz gestellt, «sondern nur für das private Vergnügen und als Anreiz».

Erworbenes Wissen teilen

Als Kind wollte Arnim Architekt oder Ingenieur werden. Im Laufe der Zeit hat sich der Fokus immer mehr Richtung Physik verschoben. Angeregt und motiviert hat ihn seine Mutter, die als Programmiererin im IT-Bereich arbeitet. So hat er bereits am 3. Progymjahr eine Arbeit über Einsteins Relativitätstheorie geschrieben: «Mich fasziniert das Thema Raum und Zeit», erzählt er. Dazu hat er auch eine Website programmiert, die dann auch einige Jahre online war.

Er plädiert für «open source», also dafür, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und Softwares frei zugänglich sind und alle diese Forschungsergebnisse teilen. «Im Mittelalter haben die Forscher ihre Erkenntnisse noch im stillen Kämmerlein möglichst lange für sich behalten», so Arnim. Das sei für den wissenschaftlichen Fortschritt nicht gerade förderlich gewesen. Aber er hat andrerseits auch Verständnis dafür, wenn Firmen ihre Forschungsergebnisse schützen wollen. Nach der Matura, ebenfalls 2026, will er Informatik studieren. Er kann sich gut vorstellen, danach sein Wissen als Lehrer weiterzugeben. Aber auch einen Job in der Privatwirtschaft will er nicht ausschliessen.

Als Lehrperson ist Sarah Müller an der Projektwoche dabei. Wie Yara ist die Lehrerin für Physik eine Seiteneinsteigerin. Sie ist gelernte Augenoptikerin. Über diesen Beruf und später durch ihr Studium ist sie mit ihrer heimlichen Leidenschaft für Physik in Kontakt gekommen. Sie schätzt die klaren Strukturen der Physik, weiss aber auch, dass nicht alle Fragen so eindeutig zu beantworten sind: «Solche offene Fragen haben meine Neugier geweckt und faszinieren mich noch heute.» Das Gymnasium fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fächern und Lehrpersonen. Diese Zusammenarbeit ermögliche neue Erkenntnisse und erweiterten den Horizont, damit man nicht nur auf sein eigenes Fachgebiet fokussiert bleibt. Weiter zeigt es den Schülerinnen und Schülern auf, wie wichtig die Kollaboration und Kommunikation mit anderen Fachbereichen ist — Kompetenzen, welche die Schülerinnen und Schüler selbst während ihrer Schullaufbahn erlernen.

Yara und Arnim sind überzeugt, dass Begeisterung für das Fach, das man wählt, wichtig ist, um dranzubleiben. Und eine gesunde Neugier an offenen Fragen teilen sie mit der Physiklehrerin Sarah Müller.

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