Seewner Sagen werden wahr

Seewen hat sein sagenhaftes Schlösschen wiedergefunden! Dem Geschichtsforscher Hubert Gehrig gelang ein Coup.

Nach harter Arbeit: Hubert Gehrig mit seinen zwei Lieblingsfunden aus dem Schlösschen, ein typisches Hufeisen und eine wunderbare Axt.
Nach harter Arbeit: Hubert Gehrig mit seinen zwei Lieblingsfunden aus dem Schlösschen, ein typisches Hufeisen und eine wunderbare Axt.

Es ist eine hübsche Sensation. Der Seewener Hobbyarchäologe Hubert Gehrig hat in Seewen ein Schlösschen gefunden, das beinahe 700 Jahre vom Erdboden verschluckt war. Nur mündlich überlieferte Sagen zeugten noch davon. Dass Gehrig das Schlösschen Steinegg aufgestöbert hat, ist beileibe kein Zufallsfund. Lange vermutete man, dass das sagenhafte Schlösschen Steinegg gar nie existiert hatte. Oder aber dass es beim heutigen Hof Steinegg lag, ja dass sich aus dem Schlösschen dann die Hofgebäude entwickelt hatten. «Doch das war zu einfach, um wahr zu sein», erklärte Gehrig am Sonntag den 100 Zuhörenden in Seewen, als er seine Funde erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. Organisiert hatte den Anlass das Bibliotheksteam Seewen.

Gehrig hatte zahlreiche Archive besucht und sich durch allerdickste Staubschichten gelesen, bevor er sich im Gelände auf die Suche machte. Die Ländereien der Herrschaft Steinegg, die mutmasslich ja ein dazugehörendes Schlösschen haben musste, wurden seit jeher mit «Steinegk» oder «Steinegg» bezeichnet. Dabei sind -egg und -eck typische Grundwörter von zusammengesetzten Burgnamen. Das heutige Hofgut «Steinegg» wird aber erst seit 200 Jahren so geschrieben. Vorher war es als «Steinig» notiert, so wie man den Namen noch heute ausspricht. «Und der hat eben damit zu tun, dass dort der Boden sehr steinig ist», so Gehrig.

Weil Gehrig wirklich den alten Sagen Vertrauen schenkte, fand er den Ort auch, wo ehemals das Schlösschen Steinegg stand. Genau an der Stelle, welche Einheimische «’s Schlössli» nennen. Sie befindet sich ausgangs Dorf Richtung Grellingen, bei den Felsbrocken, die vom Felssturz stammen.

Schloss aus Holz

Gehrig hat seine Funde der Kantonsarchäologie Solothurn gemeldet. Seit einer Woche führt diese nun mit einem Dutzend freiwilligen Helfern eine Sondiergrabung durch. Gefunden hat Gehrig bisher viele Nägel, eine Axt, einen Hammerkopf, Keramik, Hufeisen und ein winzigkleines Münzchen, einen sogenannten vierzipfligen Pfennig. «Diese Fundstücke beweisen, dass das Schlösschen intensiv bewohnt war und dass es sich um ein Gebäude aus Holz handelte», erklärte Werner Meyer, Geschichtsprofessor im Unruhestand. Er denkt, dass das Schlösschen von etwa 1150 bis 1350 bewohnt war. Entstanden war sie als Rodungsburg, deshalb war genügend Bauholz vorhanden. Damals konnten Adlige noch neue Gebiete in der Schweiz kolonialisieren, den Wald roden lassen und sich dann das Land aneignen.

Wer wohnte da überhaupt?

«Warum das Schlösschen aufgegeben wurde, wissen wir nicht», so Gehrig. Vielleicht hat es mit dem Erdbeben von 1356 zu tun. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass die Besitzer die Herrschaft verkauften und das Schlösschen nicht mehr benötigt wurde. «Wer damals die Besitzer waren, wissen wir nicht», so Gehrig. Vermutlich waren es die Ritter von Ramstein oder die Grafen von Saugern. Mit etwas Glück finden die Solothurner Kantonsarchäologen bei den anstehenden Grabungen jedoch noch einen Hinweis auf den Namen der ehemaligen Besitzer.

Weitere Artikel zu «Dorneckberg/Leimental», die sie interessieren könnten

Dorneckberg/Leimental16.10.2024

Impressionen der Gewerbeausstellung in Bättwil

Der Stand der Gemeinden sei sehr gut angekommen, freute sich Marianne Frei, Gemeindepräsidentin von Metzerlen-Mariastein. «Wir haben die Gestaltung schlicht und…

Dorneckberg/Leimental16.10.2024

Pferderennen und Glücksrad

Der Gewerbeverein Hinteres Leimental versprach der Region ein revolutionäres Wochenende mit dem Gefühl des Erlebens — und kam dabei selber ins Staunen.
Dorneckberg/Leimental09.10.2024

Gemeinden kämpfen mit Mehrbelastung

Der Kostenanstieg bei der sozialen Wohlfahrt und der Bildung bringt die Gemeinden an ihre Grenzen. An der Delegiertenversammlung des Zweckverbandes Schulen…