Orgelwälserli mit Kuhhorn-Echo
An einem aussergewöhnlichen Sommerkonzertgastierten der Organist Wolfgang Sieber und derBläser Heinz della Torreim Kloster Mariastein. Das Zusammenspiel von Orgel, Trompete, Kuh- und Alphorn begeisterte diegrosse Zuhörerschaft.
Als Heinz della Torre zum Kuhhorn griff und die mächtigen Töne in die Basilika Mariastein schmetterte, wähnte man sich auf einer hohen Alp. Der Hirt im weissen Sennechutteli schickte die Melodie «’s Pilatusghörn» über die innerschweizerischen Hügelzüge und kreierte einen stimmungsvollen Alpsegen. Mit feinen, warmen Tönen begleitete Wolfgang Sieber an der grossen Orgel. Der Auftakt hätte nicht trefflicher gestaltet werden können. Mit einem lüpfigen Toggenburger Tänzchen leitete der Organist zur tradi-tionellen Volksmusik über. Die Töne purzelten munter über die Empore und erinnerten die Gäste an die urchigen Tanz-Stubeten von damals.
Zu Ehren der Älggialp, des geogra-fischen Mittelpunkts der Schweiz im Kanton Obwalden, liess Wolfgang Sieber das gleichnamige Stück ertönen. Lieblich ertönten die Orgelflöten und bewogen den Pater von Mariastein, der schrecklichen Ereignisse in Nizza und Istanbul zu gedenken. «Wir wollen ein Zeichen der Hoffnung setzen und gleichzeitig einen fröhlichen, aber besinnlichen Abend miteinander verbringen», begrüsste er die Anwesenden, die dicht gedrängt in den Bänken sassen und andächtig dem Gebotenen lauschten. Um die Worte des Paters zu verinnerlichen, liess Sieber «Wolfgangs Orgelwälserli» folgen, eine wunderschöne Passage aus seiner Jodlermesse «Bhüet Euch». Im Walzertakt erklangen die hellen Pfeifen der Orgel und verbreiteten Glückseligkeit und Wohlbehagen.
Gleich danach ertönte das Flügelhorn, das von der Orgel vergnügt unterstützt wurde und in ein grandioses Finale überging. «Hesch g’meint» lautete das Stück, das der Bläser Heinz della Torre selbst geschrieben hat. Der begnadete Musiker, Pädagoge und Komponist erteilt Unterricht an der Musikschule Baar und ist schon in verschiedenen Sendungen des Schweizer Fernsehens aufgetreten. Der Allrounder bediente sich gleich eines weiteren Blasinstruments und servierte eine Büchel-Fantasie. Als wäre es das Leichteste auf der Welt, entlockte er dem kurzen Horn virtuose Tonfolgen, die rein und klar daherkamen.
Zum Schluss präsentierten sich beide Musiker im Chorraum der Kirche. Wolfgang Sieber, der als Multitalent und Komponist den Goldenen Violinschlüssel für besondere Verdienste um die Volksmusik erhalten hatte, sich aber auch klassischen und modernen Stilrichtungen widmet, spielte jetzt auf der Chororgel: «Nimmä schneller» lautete der Titel und gleichzeitig die Losung. Die beiden Freunde verstanden sich blind, ihr Spiel harmonierte einfach perfekt. Zum Dank für den grossen Applaus trat della Torre dicht vor die Kirchenbänke, spielte auf seiner Trompete und jodelte abwechslungsweise zu den majestätischen Tönen der Orgel.