Reinach wählt Kontinuität und Stabilität

Von einem Generationenduell wollte Birgit Kron nach Bekanntwerden der Resultate nicht sprechen. Das Alter der beiden Neukandidierenden Birgit Kron (FDP, 37 Jahre) und Rainer Rohrbach (SVP, 72) war im Wahlkampf aber durchaus ein Thema. Am Ende entschieden sich die Reinacherinnen und Reinacher deutlich für eine Verjüngung des Gemeinderats. Das sei beim Durchschnittsalter von 64½ Jahren beim aktuellen Gemeinderat ein wichtiges Signal, ist Kron überzeugt. Die neu gewählte Gemeinderätin, die ihr Amt am 1. Juli antreten wird, schätzt ihre Wahl als «zukunftsgerichtet» ein.

Die FDP-Kandidatin musste im Wahlkampf ein Defizit an Bekanntheit im Vergleich zu Konkurrent Rainer Rohrbach wettmachen. Birgit Kron zog 2011 nach Reinach und belegte bis anhin kein Amt im Dorf. Anders der SVP-Kandidat, der bereits seit 20 Jahren im Einwohnerrat politisiert und diesen auch schon präsidiert hat. Die Parteienexpo habe ihr sehr geholfen, glaubt Kron. «Ich versuchte, dort sehr aktiv zu sein und viele Gespräche zu führen.» Die Leiterin Politik bei der TCS-Sektion beider Basel glaubt, mit ihrem Rucksack an beruflicher Erfahrung, mit ihrer Ausbildung und als Person überzeugt zu haben.

«Majorzwahl und SVP, das passt nicht»

Der Abstand zwischen Birgit Kron (2600 Stimmen) und Rainer Rohrbach (1532) war überraschend gross. Das absolute Mehr lag bei 1627 Stimmen. Als Gründe für seine klare Niederlage wertete Rohrbach die gleichzeitig stattfindende Abstimmung über die 13. AHV-Rente, die Stärke der FDP in Reinach und die Diskussionen über sein Alter. «Mir wurde im Wahlkampf oft vorgeworfen, ich lehnte die 13. AHV-Rente ab, weil die Schweizer SVP die Nein-Parole beschlossen habe.» Obwohl die Reinacher SVP-Sektion die Ja-Parole beschlossen habe, sei er diesen Stempel nicht mehr losgeworden, so Rohrbach. Seine Enttäuschung nach der Niederlage hielt sich in Grenzen. Er habe nur kandidiert, weil bei der SVP niemand anderes wollte. Auch habe er nicht viel Unterstützung von seiner Partei gespürt. Mit der Nichtwahl von Rainer Rohrbach bleibt der SVP acht Jahre nach der Abwahl von Paul Wenger beim Reinacher Gemeinderat nur die Zuschauerrolle. «Majorzwahl und SVP, das passt nicht», zog Rainer Rohrbach ein ernüchtertes Fazit.

Besser lief es der SVP bei den Einwohnerratswahlen. Sie konnte zwar nicht wie erhofft zulegen, verteidigte ihre neun Sitze jedoch und bleibt damit zweitstärkste Kraft hinter der SP. Diese konnte sogar ein Mandat dazugewinnen und kommt neu auf elf Sitze.

Zugelegt haben auch die Grünliberalen, die neu mit drei Sitzen Fraktionsstärke erreichen. Je einen Sitz verloren haben die Grünen, bei denen Farideh Eghbali nicht mehr wiedergewählt wurde, und Die Mitte, die neu auf sechs Sitze kommt. Mit nur noch zwei Mandaten haben die Grünen keine Fraktionsstärke mehr und müssen auf Partnersuche. Die FDP hält ihre acht Sitze. Wiedergewählt wurde auch Therese Stalder, die als Parteilose mit ihrer Gruppierung «Rynacher Salz» angetreten war.

Christine Dollinger in der Pole-Position

Mit der Wahl von Birgit Kron und den nur leichten Verschiebungen im Einwohnerrat wählte Reinach Kontinuität und Stabilität. Sämtliche bisherigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte wurden souverän im Amt bestätigt. Das Spitzenresultat erzielte Christine Dollinger (SP, 2962 Stimmen) vor Ferdinand Pulver (FDP, 2948) und Béatrix von Sury (Die Mitte, 2823). Dahinter folgen Markus Huber (SP, 2817), Peter Meier (Die Mitte, 2743) und Doris Vögeli (GLP, 2667). Mit ihrem hervorragenden Resultat startet Christine Dollinger aus der Pole-Position für das Rennen ums Gemeindepräsidium. Ob sie denn auch wirklich kandidieren wird, liess sie am Sonntag noch offen. «Klar, mit einem solchen Resultat muss man sich das überlegen. Ich werde es mit der Familie, der Partei und dem gesamten Gemeinderat besprechen.»

Im bürgerlichen Lager hat Ferdinand Pulver gegenüber Béatrix von Sury leicht die Nase vorn. Beide haben sie vor der Wahl ihr Interesse am Präsidium angedeutet. Auch Doris Vögeli – von den Bisherigen zwar mit dem schwächsten Resultat wiedergewählt – bleibt auf Tuchfühlung. Auch sie liebäugelte mit dem Gemeindepräsidium. Die Wahl um die Nachfolge von Gemeindepräsident Melchior Buchs findet am 9. Juni statt. Bis am 8. April müssen die Parteien ihre Kandidierenden dem Stadtbüro bekanntgeben.

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