Flug durch eine bedrohte Welt

Mit einem Insektenflug­simulator will Birdlife Schweiz auf das dramatische Insektensterben aufmerksam machen. Nun kommt die Virtual-Reality-Attraktion ins Birseck.

Abheben wie ein Schmetterling: Das ist im Flugsimulator möglich. Foto: zvg
Abheben wie ein Schmetterling: Das ist im Flugsimulator möglich. Foto: zvg

Die Welt mit den Augen eines Schmetterlings erleben – das ist in den kommenden Tagen im Foyer des Reinacher Gemeindezentrums möglich. Der Insektenflugsimulator «Birdly Insects» nimmt Besucherinnen und Besucher mit auf einen Flug durch eine artenreiche Blumenwiese. Freuden und Leiden der kleinen Tiere lassen sich am eigenen Körper erleben und die wundersame Welt der Insekten und Wiesenpflanzen aus nächster Nähe entdecken. Der Simulator wurde von der jungen Schweizer Firma Somniacs, die auf Technologien für Virtual Reality spezialisiert ist, entwickelt. Zu diesem Zweck hat sie je rund 20 Tier- und Pflanzenarten digital nachgebaut und diese zu einer täuschend echten Naturlandschaft kombiniert. Der Simulator ist im Rahmen der Wanderausstellung «Abheben für die Biodiversität», welche die Vogelschutzorganisation Birdlife Schweiz anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens lanciert hat, unterwegs. Der Verein für Natur- und Vogelschutz Reinach hat es geschafft, die Wanderausstellung nach Reinach zu holen.

Mit «Birdly Insects» macht Birdlife Schweiz auf ein ernstes Thema aufmerksam: «Insektenarten nehmen dramatisch ab, mit unbekannten Folgen für das ganze Ökosystem», so Birdlife Schweiz in einer Mitteilung. Tatsächlich sei das Insektensterben augenfällig geworden: Mussten vor ein paar Jahrzehnten die Frontscheiben von Fahrzeugen noch regelmässig von Hunderten Insekten gereinigt werden, sei dies heute kaum mehr nötig. Ende 2019 hat im deutschsprachigen Raum eine Studie zu diesem Thema für Aufsehen gesorgt. Ein Team von Forschern hatte von 2008 bis 2017 rund eine Million Insekten untersucht. Innert zehn Jahren war eine von drei Arten verschwunden. Die Masse der Insekten ging sogar um zwei Drittel zurück.

40 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht

Für die Schweiz stellte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in einem Bericht aus dem Jahr 2019 «erhebliche Defizite» bei Lebensräumen wie Flüssen, Wäldern oder Wiesen fest. Und die Rote Liste der gefährdeten Arten zeigt, dass auch hierzulande viele Insektenarten vom Aussterben bedroht sind – und zwar etwa 40 Prozent. Weitere 20 Prozent der Arten sind potenziell gefährdet. Wenn sie verschwinden, hat das weitreichende Konsequenzen, denn unzählige andere Arten von Vögeln oder Reptilien ernähren sich von Insekten. Jene sind wiederum die Nahrungsgrundlage für andere Tiere. Und auch für die Menschen gibt es Konsequenzen: Einige Insekten ernähren sich von Schädlingen. Wenn beispielsweise Blattläuse keine natürlichen Feinde mehr haben, wird das für die Bauern und Gärtner zum Problem. Es drohen grosse Ernteausfälle.

Neben dem Insektenflugsimulator informiert die interaktive Ausstellung «Abheben für die Biodiversität» über die Bedeutung von Schutzgebieten, Vernetzungsgebieten und weiteren naturnahen Lebensräumen für Insekten, andere Tiere und Pflanzen. An mehreren Stationen entdecken die Besuchenden, wie eine intakte Natur aussieht und was jeder dazu beitragen kann.

Wer die Ausstellung verpasst, erhält eine zweite Chance: Am 11. Juni ist sie am Wochenmarkt in Aesch auf Einladung des Natur- und Vogelschutzvereins Aesch/Pfeffingen, der in diesem Jahr selbst sein 100-jähriges Bestehen feiert, zu Gast.

«Abheben für die Biodiversität»: Samstag, 23. April, 10–17 Uhr; Montag, 25. April, 8.30–18 Uhr; Dienstag, 26. April, 8.30 bis 20 Uhr. Gemeindezentrum Foyer, Hauptstrasse 10, Reinach

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