Velos rasen durch Arleser Wohnsiedlung

Eine kantonale Veloroute führt durch die Arlesheimer Schappe. Die Regierung hätte die Radler lieber woanders.

Grösseres Unfallrisiko: In der Schappe fahren die Fahrräder direkt durch den Innenhof. Foto: Kenneth Nars / bz
Grösseres Unfallrisiko: In der Schappe fahren die Fahrräder direkt durch den Innenhof. Foto: Kenneth Nars / bz

Von Arlesheim Richtung Basel führt entlang der Birs ein gerader, leicht abschüssiger Veloweg. Und vorher geht es quer durch den Innenhof der Wohnsiedlung Schappe hinunter zum Uferweg – ideal, um es sausen zu lassen, erst recht auf einem E-Bike. Nur finden das die Anwohner der kinderreichen Wohnsiedlung weniger lustig, und zwar schon seit Jahren. «Ich habe mehrfach gesehen, dass der Krankenwagen gestürzte Velofahrer abholen musste», sagt Landrat Balz Stückelberger, der zehn Jahre lang Präsident des Quartiervereins Schappe war.

Bei der Grundeigentümerin Immobilien Basel-Stadt sind in den vergangenen Jahren immer wieder Reklamationen von Mietern eingegangen, wie Sprecherin Barbara Neidhart bestätigt: «Es kommt zu Konflikten, wenn Kinder oder Jugendliche spielen und Velofahrer zu schnell vorbeifahren.»

Velos dürfen durch Schappe fahren

Im vergangenen Herbst sassen Vertreter von Grundeigentümerin, Gemeinde und Mietern zusammen, um eine Lösung zu finden. Aufgrund dieser Gespräche erarbeitet Immobilien Basel-Stadt derzeit ein entsprechendes Konzept. Für allfällige Massnahmen ist die Grundeigentümerin verantwortlich, zusammen mit dem kantonalen Tiefbauamt. Fest steht: Grundsätzlich dürfen die Zweiradfahrer die Schappe befahren, auch wenn der Boden nicht der Öffentlichkeit gehört. Denn die kantonale Veloroute führt dort durch, das ist so signalisiert und durch eine Dienstbarkeit rechtlich abgesichert.

Und die Möglichkeiten, mehr Sicherheit für die Anwohner zu schaffen, seien beschränkt, sagt Neidhart: «Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass wir noch deutlicher kennzeichnen, wo die Velos durchfahren sollen.» Bauliche Massnahmen, um Velos zu lenken, fordern die Schappe-Bewohner laut Stückelberger schon lange, und irgendwann stellte jemand auf eigene Faust ein Spielstrassen-Schild auf – langsamer wurden die Velofahrer nicht.

Das Problem könnte sich aber auf eine andere Art lösen, wenn nämlich die Velosituation im Gebiet Arlesheim, Dornach, Reinach und Aesch grossräumiger verbessert wird. Die von Basel her kommenden Velofahrer könnte man nicht durch die Schappe führen, sondern weiter entlang der Birs bis zur Bruggstrasse, auf bereits existierenden Wegen. Das forderte eine Petition der Arlesheimer Partei Frischluft vor fünf Jahren.

Der Aescher Landrat Jan Kirchmayr (SP) schlägt eine neue Brücke über die Birs vor, um kreuzungsfrei auf einem bereits bestehenden Weg unter dem Kreisel auf Reinacher Boden Richtung Aesch fahren zu können. Damit würden den Velofahrern zwei Kreisel und die enge Birseckstrasse erspart – und nebenbei würde die Schappe entlastet.

Lieber keine Velopendler an der Birs

Sicher ist aber: Diese Lösungen wären teuer, und für eine neue Birsbrücke gäbe es Naturschutzfragen zu klären. Deshalb lehnt sie die Regierung in der Antwort zu Kirchmayrs Vorstoss ab. Sie setzt stattdessen ihre Hoffnungen in die Velo­schnellroute, die ihr zwischen Aesch und Münchenstein entlang der SBB-Gleise vorschwebt. Darauf sollen dann die schnellen Velofahrer ausweichen, insbesondere E-Biker. Die bisherige Route entlang der Birs – und durch die Schappe – soll für den Freizeitverkehr offenbleiben.

Falls diese Umlagerung klappt, sind die gröbsten Velokonflikte in der ­Schappe wohl vom Tisch – nur ist noch völlig unklar, ob und wann die Velo­schnellroute kommt. Der Arlesheimer Gemeindepräsident Markus Eigenmann ist selber Velofahrer und kann sich vorstellen, dass die neuen Schnellrouten das Verhalten der Pendler beeinflussen werden. «Der Kanton hat die Umsetzung schliesslich priorisiert», sagt er.

Balz Stückelberger, auch er Velofahrer, ist kritischer: «Es macht doch keinen Sinn, eine neue Velobahn zu bauen, wenn mit einem verhältnismässig kleinen Eingriff im Sinne des Vorstosses Kirchmayrs das Problem mit der bestehenden Infrastruktur gelöst werden könnte.» Zudem hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich die Lage in der Schappe beruhigen lässt. Er meint: «Die Schappe ist ein belebtes Quartier, und dieses lebt davon, dass man auf­einander Rücksicht nimmt.»

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