Rost verleiht Charakter

Rund 1600 Personen besuchten am Wochenende die Ausstellung «Kunst in Reinach». Zum ersten Mal wurden gezielt junge Künstler gefördert.

Kunst aus Schrott: Der Arlesheimer Künstler Joel Schneebeli zeigte im Gemeindehaus dieses Kunstwerk aus altem Stahl und Eisen.  Fotos: Caspar Reimer
Kunst aus Schrott: Der Arlesheimer Künstler Joel Schneebeli zeigte im Gemeindehaus dieses Kunstwerk aus altem Stahl und Eisen. Fotos: Caspar Reimer

Wer am vergangenen Wochenende die Ausstellung «Kunst in Reinach» im Gemeindehaus besuchte, wurde von einer riesigen, leicht angerosteten metallenen Skulptur begrüsst. Und wer am unteren Ende der Skulptur einen Knopf drückte, konnte erleben, wie sich die Figur zu bewegen, ja wie sie zu tanzen anfing. «Vier tanzende Frauen» heisst entsprechend seiner Bewegungen das Kunstwerk von Joel Schneebeli. Der Gründer und Betreiber der Fahrbar auf dem Walzwerkareal in Münchenstein bastelt in seiner Freizeit gerne mit altem Schrott und Stahl, erschafft daraus Kunstwerke: «Immer, wenn irgendwo ein Haus abgerissen wird, gehe ich hin und schaue, was ich gebrauchen kann», erzählt er. Auch sein Werk, das übers Wochenende den Eingangsbereich des Gemeindehauses prägte, war auf diese Weise entstanden: «Ich verwende bevorzugt Material, das schon etwas angerostet ist. Das strahlt vielmehr Charakter aus.» 28 500 Franken kosten die «Vier tanzenden Frauen»: «Einige Leute haben schon Interesse gezeigt, allerdings fehlt es meistens an Platz, um das Kunstwerk aufzustellen.»


Eine Etage für Junge
Joel Schneebelis Skulptur war aber bei Weitem nicht der einzige Blickfang an dieser elften Ausgabe von Kunst in Reinach. Besonderes Augenmerk galt dieses Jahr nämlich den Nachwuchskünstlern. Das erste Mal wurde unter dem Titel Young Art eine ganze Etage jungen Künstlern gewidmet: Dank grosszügigem Sponsoring hatten diese die Möglichkeit, ihre Werke kostenlos einem grösseren Publikum vorzuführen. So etwa der 18-jährige Fotograf aus Reinach, Kimon Maritz, der mit seinen spektakulären Aufnahmen von Landschaften und Städten schon Nachwuchspreise gewonnen hat. Der Gymnasiast verfolgt sein Hobby mit grossen Ehrgeiz, hat schon New York mit dem Helikopter überflogen, um die Stadt aus einer möglichst spektakulären Perspektive einzufangen. Mittlerweile stellt der junge Mann im Auftrag von Autofirmen sogar Videoclips her.


Hohes Niveau
«Eine durch und durch gelungene Ausstellung», bilanziert die Leiterin von «Kunst in Reinach», Doris Auer. 31 Künstlerinnen und Künstler, davon sieben Nachwuchskunstschaffende aus der Region, haben das Reinacher Gemeindehaus in ein Kunsthaus verwandelt. Die Verantwortlichen achten bei der Auswahl der Künstler stehts darauf, ein breites und qualitativ hochstehendes Spektrum der regionalen Kunstszene zu zeigen. Auch bei der nächsten Ausgabe anno 2020 darf wieder mit Young Art gerechnet werden: «Diese hat dazu beigetragen, dass sich viele junge Besucherinnen und Besucher im Publikum befanden.» Obwohl die Ausstellung, die von insgesamt 1600 Menschen besucht wurde, qualitativ als eine der besseren beurteilt wurde, hat sich dies nicht in den Verkaufszahlen niedergeschlagen: «Diese waren in diesem Jahr bedeutend geringer als im Spitzenjahr 2016.»

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