Farbrausch unter dem Einfluss von Naturgewalten

«Zwischen Pathos und Pastos»: Das Forum Würth in Arlesheim widmet dem Berliner Künstler Christopher Lehmpfuhl eine ganze Ausstellung.

Es dauert Jahre, bis die Bilder getrocknet sind: Das Werk «Sturm Helgoland» (180cm × 240cm) von Christopher Lehmpfuhl aus dem Jahr 2014 stammt aus der Sammlung Würth. Foto: ZVG/ © 2022, ProLitteris, Zurich

Es dauert Jahre, bis die Bilder getrocknet sind: Das Werk «Sturm Helgoland» (180cm × 240cm) von Christopher Lehmpfuhl aus dem Jahr 2014 stammt aus der Sammlung Würth. Foto: ZVG/ © 2022, ProLitteris, Zurich

«Meine Bilder sind quasi erlebte Natur»: Christopher Lehmpfuhl 2014 während seiner Malerreise auf Helgoland. Foto: zVg/Florian Selig, Berlin

«Meine Bilder sind quasi erlebte Natur»: Christopher Lehmpfuhl 2014 während seiner Malerreise auf Helgoland. Foto: zVg/Florian Selig, Berlin

Christopher Lehmpfuhl ist eher selten in seinem Atelier anzutreffen. Für seine grossformatigen Gemälde begibt sich der Berliner Künstler mit seinen Utensilien mitten ins Geschehen im Freien, um Stadt- und Landschaftsbilder möglichst authentisch auf der Leinwand festzuhalten.

Entgegen der klassischen Landschaftsmalerei legt Lehmpfuhl wenig Wert auf feine Details. Kiloweise und mehrere Zentimeter dick trägt er Ölfarbe direkt mit der Hand auf die bis zu 180 mal 240 Zentimeter grosse Leinwand auf. Durch den pastosen Farbauftrag, also die Arbeit mit zähflüssiger Farbe, entstehen plastische Landschaften. Es dauert Jahre, bis die Ölfarbe auf den Bildern getrocknet ist. Nicht nur die Leinwand, auch sein Auto und Lehmpfuhl selbst sind am Ende des Tages voller Farbe.

Dass der Künstler draussen in der Natur arbeitet, geht nicht spurlos an den Ölgemälden vorbei. So sind auf einem Berliner Werk ein Laubblatt und auf ­einem Strandbild Sandkörner zu sehen. Um den perfekten Standort für seine Bilder zu erreichen, geht Lehmpfuhl an seine körperlichen Grenzen, trägt die Leinwände und Farben an Strände und auf Berge. Je nachdem, wie viel Farbe er auf seine Leinwand aufträgt, kann ein Werk dabei bis zu 50 Kilogramm wiegen. «Mir ist es wichtig, das Gemalte zu erleben. Ich male auch im Winter bei Minusgraden, bei Sturm und Regen, bei Hitze und bei schönem Wetter. All diese Elemente fliessen unbewusst in meine Malerei mit ein. Meine Bilder sind quasi erlebte Natur», sagt Lehmpfuhl über seine Arbeit.

Schwarz-weisse Bilder als Trauerverarbeitung

Für «Zwischen Pathos und Pastos» wurden rund 35 Werke aus der Sammlung Würth ausgestellt. Als Ergänzung sind einige Leihgaben des Künstlers zu sehen – so etwa die in Schwarz und Weiss gehaltenen Exponate aus dem Zyklus «Neue Heimat», die 2019 nach dem Tod seiner Eltern als Trauerverarbeitung entstanden sind.

Die Ausstellung in Arlesheim erstreckt sich über zwei Stockwerke. Der Stadt Berlin wurde dabei eine ganze Etage gewidmet. «Meine Sicht auf Berlin hat sich im Laufe der Jahre verändert», wird Lehmpfuhl zitiert. «Ich bin mit dieser Stadt mitgewachsen und habe für das, was ich mit ihr verbinde, eine künstlerische Form gefunden.» Bei der Betrachtung seiner Werke aus der Serie über den Schlossplatz im Wandel wird klar: Das Thema Licht ist für den Künstler essenziell. «Ich male mit allen Sinnen. Dabei spielt das Licht – wie im Impressionismus – eine entscheidende Rolle, um einen Ort weniger an seinen Wahrzeichen als an seinem Licht zu erkennen», sagt Lehmpfuhl dazu.

Einblick in den Schaffensprozess

In der unteren Etage sind Bilder ausgestellt, die auf seinen Malerreisen, von Island bis Indien, entstanden sind. «Die Hängung bei den Naturlandschaften ist so gewählt, dass wir ganz unterschiedliche Orte einander gegenübergestellt haben», erklärt Myriam Rüegsegger, Leiterin ­Forum Würth Arlesheim. «Das erlaubt ­einem, innert Sekunden von den Bergen an den Strand von St. Peter-Ording oder an die Küste Helgolands zu wechseln. Mit einem Wechsel der Blickrichtung können so da die Unterschiede im Farbauftrag, im Volumen der Farbe, in den Lichtverhältnissen und auch in der Farbgebung direkt nachempfunden werden

Um einen besseren Einblick in das Schaffen des Künstlers zu erhalten, sind in der Ausstellung im Forum Würth auch Utensilien aus dem Atelier des Künstlers ausgestellt, die von einer dicken Farbschicht bedeckt sind. Zudem sind drei kurze Dokumentarfilme von Sebastian Schrade in einem separaten Filmraum zu sehen, die den Schaffensprozess zum Beispiel auf Helgoland festhalten.

Die Ausstellung «Zwischen Pathos und Pastos» ist bis zum 29. Oktober 2023 im Forum Würth in Arlesheim zu sehen. Geöffnet jeweils Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr.

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