Der Japankäfer breitet sich aus – mit teilweise drastischen Folgen

Innerhalb einer Woche gingen 38 Japankäfer in die Falle. Alles wird getan, um dessen Ausbreitung zu verhindern. Auch Privatgärten sind von den Massnahmen betroffen.

Schutz: Der Trainingsplatz des FC Basel ist mit Plastik abgedeckt, damit die Engerlinge im Rasen absterben. Foto: Kenneth Nars

Schutz: Der Trainingsplatz des FC Basel ist mit Plastik abgedeckt, damit die Engerlinge im Rasen absterben. Foto: Kenneth Nars

Gefrässig: der Japankäfer. Foto: Agroscope

Gefrässig: der Japankäfer. Foto: Agroscope

Er frisst fast alles aus der Pflanzenwelt. Und er breitet sich enorm rasch aus: Der Japankäfer ist in der Region Basel angekommen. Seit einer Woche hält das Insekt die Behörden auf Trab. Wie hoch die Alarmbereitschaft ist, zeigte sich am Donnerstagmorgen inmitten der idyllischen Merian Gärten. In einem Hangar der Stadtgärtnerei luden die beiden Basel zur Medienkonferenz. Selbst eine Vertreterin und ein Vertreter des Bundes reisten nach Münchenstein, um die Öffentlichkeit über den gefürchteten Käfer zu informieren.

Ausgerechnet im vielfältig genutzten Grünraum am Rand der Stadt Basel entdeckte die Stadtgärtnerei vergangene Woche zwei Japankäfer in einer Lockfalle: zwischen den Trainingsanlagen von St. Jakob und den Merian Gärten mit ihrer grossen Artenvielfalt.

Bereits im Vorjahr hatte man in der Gegend zwei Käfer ausgemacht. Der erneute Fund zwang die Behörden, rasch zu handeln. Dies sei dank unkomplizierter Zusammenarbeit geglückt, sagte der Chef des Baselbieter Landwirtschaftsamts Christoph Böbner. Noch am Freitag letzter Woche wurden die beiden Felder, die sich in nächster Nähe zu den Fundstellen befinden, 15 Zentimeter tief gefräst und mit Plastikblachen abgedeckt. Mit diesen Massnahmen sollen die im Boden gedeihenden ­Engerlinge getötet oder zumindest in ihrer Entwicklung zu erwachsenen, flugfähigen Käfern gestört werden.

Alternativen für den FCB sind gefragt

Bei den betroffenen Gebieten handelt es sich einerseits um das Feld Nummer 20: Ausgerechnet jenen Rasen also, auf dem die erste Männermannschaft des FC Basel trainiert. Deshalb wird sich der FCB in den kommenden Wochen nicht auf seinem angestammten Platz auf die Saison vorbereiten können. «Wir ­werden am Freitag in einer Gesprächsrunde mit dem Verein anschauen, wie wir die Situation lösen können», sagte Steve Beutler, Leiter des Basler Sportamts.

Das unmittelbar neben dem FCB-Trainingsplatz liegende Rollrasenfeld wurde auch umgepflügt. Dieses nutzt das Basler Sportamt als Ersatzfläche – von hier werden Rasenziegel zur ­Reparatur von defekten Flächen in der ganzen Stadt verwendet. Im Zusammenhang mit den ­Japankäfern hoch problematisch: Dadurch steigt das Risiko, dass die Käfer in den vergangenen Wochen mit dem Rasen weiterverbreitet wurden. Diese Woche fanden die Behörden ­bereits einen Käfer im Rankhof. Es wird vermutet, dass er durch neu verlegten Rasen verschleppt wurde.

Der ursprünglich aus Japan kommende Käfer gelangte vor rund 100 Jahren in die USA und in den 1970er-Jahren auf die Azoren. 2014 wurde das Insekt in der Nähe von Mailand entdeckt. Seither breitete sich der Japankäfer in Norditalien rasch aus. «In diesem Bereich ist eine Ausrottung nicht mehr möglich. Es geht nur noch um Eindämmung», sagt Peter Kupferschmied vom Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst. Noch sei es realistisch, den Käfer daran zu hindern, sich nördlich der Alpen auszubreiten. «Die Ausrottung wird mehrere Jahre brauchen», so Kupferschmied. Einen gewissen Druck verspürt der Bund auch von den Nachbarländern: Deutschland und Frankreich blicken gebannt nach Basel. Denn der Käfer, der ungefähr so gross ist wie ein Fünf­rappenstück, hat grosses Schadenpotenzial. Vom FCB-Fussballrasen aus könnte er sich mit seinen bronzefarbenen Flügeln in die landwirtschaftlichen ­Kulturen bewegen und diese ­befallen. Wie dies aussehen könnte, zeigen Bilder aus Norditalien, wo die Japankäfer ganze Weinreben kahlfrassen. Würde sich das Insekt schweizweit ­aus­breiten, rechnet der Bund mit Schäden von jährlich bis zu 100 Millionen Franken.

Bewässerungsverbot gilt während des Sommers

Entsprechend gross sind die Anstrengungen, dies zu verhindern. Bei der präventiven Bekämpfung des Käfers übernimmt der Bund 75 Prozent der Kosten. Neben den Sofortmassnahmen auf den beiden Feldern, auf denen die Population entdeckt wurde, ergreifen die beiden Basel nun weitere Massnahmen.

Die Kantone stellen ein dichtes Netz an Käferfallen auf, um die Ausbreitung zu überwachen. Im engeren Perimeter um den Befallsherd gilt zudem ein Bewässerungsverbot. Denn die Larven sind auf Bodenfeuchtigkeit angewiesen und profitieren bislang vom nassen Sommer. Von diesem Verbot sind auch Privatgärten in Muttenz und Münchenstein betroffen.

«Sollten wir eine zweite Population in der Region finden, würde sich die Situation verschärfen», sagt Emanuel Trueb, Leiter der Basler Stadtgärtnerei. Noch hoffen die Kantone, den Japankäfer kontrollieren zu können. Christoph Böbner sagt: «Ob es uns gelingt, werden wir sehen. Wir befinden uns in der Natur.»

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