Sprachen – Schlüssel zur Welt
«Passepartout» für Schüler: Die Schulen Birseck informierten die Öffentlichkeit im Kuspo in Münchenstein über Konzept und Strategie zur Mehrsprachigkeit.
Bea Asper
Ich hatte Mühe mit Französisch, deswegen ergeht es meinem Sohn wohl gleich.» Dies oder Ähnliches bekommt der Lehrer im Elterngespräch oft zu hören. «Solche Aussagen lassen die motivierende Unterstützung, die man den Kindern wünscht, vermissen», erklärte Manuele Vanotti. Der Projektleiter Passepartout im Erziehungsdepartement Basel-Stadt und Ausbildnerin Andrea Meshesha setzen sich für die Mehrsprachigkeit ein und informierten letzten Mittwoch im Auftrag der Schulen Birseck im Kuspo in Münchenstein über die neusten Lehrmethoden.
Kinder dürfen Fehler machen
Vanotti rief die Eltern auf, «ein positives Bild von Fremdsprachen zu zeichnen». Mit Neugierde und Freude lerne es sich leichter und Sprachen seien der Schlüssel zur Welt. «Passepartout» heisst das Projekt der Kantone an der französischen Sprachgrenze. Es beginnt ab der dritten Klasse mit Französisch und ab der fünften Klasse mit Englisch. Schritt für Schritt lernen die Kinder, Texte besser zu verstehen, einfache Sätze zu schreiben und kurze Geschichten zu erzählen. «Was das Kind sagt und schreibt, muss noch nicht korrekt sein. Im Gegenteil. Kinder dürfen Fehler machen. Dies zeigt, dass die Sprache mutig angewandt wird», führte Vanotti aus. Wird man ausgelacht oder korrigiert, steigen die Hemmungen zum Sprechen. Welche Möglichkeiten sich aus fächerübergreifender Vernetzung ergeben und wie schön es sich anhört, wenn Schüler Freude an Französisch und Englisch entdecken, demonstrierte der Schülerchor aus Duggingen und stiess beim zahlreich erschienenen Publikum auf Begeisterung.
Tipps an die Eltern und deren Feedbacks
Im Unterricht werden Sprachen miteinander verglichen. Kommt in der fünften Klasse das Englisch dazu, fängt das Kind nicht bei null an. «Denn es hat sich im Französischunterricht bereits vielfältige Strategien angeeignet, die ihm in der neuen Fremdsprache helfen.» Die Eltern könnten darauf vertrauen, dass ihr Kind sich am Ende der neunten Klasse in Französisch und Englisch mündlich und schriftlich verständigen kann.
Mit einem Film aus dem Schulalltag veranschaulichte Andrea Meshesha, dass man heute viel Wert auf lebendige Gespräche legt, während man früher eher trocken Wörter und Grammatik zu büffeln hatte. «Schüler lernen heute Fremdsprachen, indem sie in der Fremdsprache handeln, man lernt den Wortschatz und die Grammatik nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit Themen und Aktivitäten, die bei den Schülern auf Interesse stossen», erklärten die Referenten und verwiesen auf eine Broschüre, die den Eltern Tipps gibt. Zum Beispiel: «Zeigen Sie Interesse für die Themen im Lehrmittel, aber erarbeiten Sie keine eigenen Aufgaben für ihr Kind. Schaffen Sie Zugang zu einem Computer, damit das Kind mit CDs Texte hören oder Aufgaben lösen kann. Lassen Sie es Filme und Texte mehrmals sehen und hören.» Sind die Schüler in der siebten bis neunten Klasse, lautet der Vorschlag an die Eltern: «Unterstützen Sie Ihr Kind bei einem Schüleraustausch in eine andere Sprachregion.»
In der Fragerunde hielten sich Lob und Kritik die Waagschale. Eine Mutter berichtete verzweifelt, dass ihr Kind die Freude am Französischunterricht komplett verloren habe, die Realität sei weit entfernt von dem hier Versprochenen – in ihrem Fall wohl verursacht durch den zahlreichen Lehrerwechsel infolge Weiterbildung. Andere Eltern erachteten es als seltsam, dass Textinhalte des Unterrichts durch die Schüler nicht verstanden würden. Einige Eltern betonten andrerseits, dass sie den Unterschied zu früher klar erkennen können und die neuen Methoden sehr begrüssen würden.