Seltene Spinnenart in den Merian Gärten entdeckt

Die Merian Gärten zeichnen sich durch hohe Biodiversität aus. Forscherinnen und Forscher sind am «Tag der Natur» auf seltene Tierchen gestossen.

Bestimmungsarbeit in der Wiese: Rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren in den Merian Gärten unterwegs. Kleines Bild links: Die Gestreifte Luchsspinne ist nur bis zu sechs Millimeter gross. Fotos: zVg / Kathrin Schulthess / Karin Urfer

Bestimmungsarbeit in der Wiese: Rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren in den Merian Gärten unterwegs. Kleines Bild links: Die Gestreifte Luchsspinne ist nur bis zu sechs Millimeter gross. Fotos: zVg / Kathrin Schulthess / Karin Urfer

Spinnenexpertin: Karin Urfer. Foto: zVg

Spinnenexpertin: Karin Urfer. Foto: zVg

Rund 50 Wissenschaftlerinnen und ­Wissenschaftler aus der ganzen Schweiz waren am «Tag der Natur», am 15. und 16. Juni, während 24 Stunden mit Fangnetz, Lupe, Saugröhrchen und Fotoapparat in den Merian Gärten unterwegs, um möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zu bestimmen. Mit dabei war Karin Urfer, Kuratorin für wirbellose Tiere im Naturmuseum St. Gallen. Sie und ihr Team sind auf ihren Streifzügen unter anderem auf eine in der Schweiz seltene Spinnenart, die Gestreifte Luchsspinne, gestossen. Bisher waren Funde aus dem Wallis und der Region Genf bekannt, in der Region ist sie nur einmal, auf einem begrünten Dach in Basel, angetroffen worden.

Wie sie bei der Suche vorgegangen sei? «Wir streiften mit Hilfe von Netzen die Vegetation ab. Im und auf dem Boden suchten wir die Spinnen mit ­einem speziellen Sieb. Besonders gut funktioniert bei Spinnen die Sammeltechnik mit einem Regenschirm: Dreht man den Schirm um und hält ihn unter die Vegetation, lassen sich die Spinnen fallen, sobald geschüttelt wird. Da viele Spinnen nachtaktiv sind, waren wir auch nachts mit Taschenlampen auf Beobachtungstour», erzählt die Wissenschaftlerin.

Der Weg der Ausbreitung ist bisher unbekannt

In den Merian Gärten hat Karin Urfer das erste Mal in ihrem Leben eine Gestreifte Luchsspinne gesehen: «Es war ein faszinierender Anblick.» Die Spinne ist je nach Geschlecht bis zu sechs Millimeter gross, wobei die Männchen etwas kleiner sind. Ihre Beine sind mit sehr langen Stacheln besetzt. Luchsspinnen jagen ohne Netz, entsprechend verfügen sie über einen guten Sehsinn und suchen aktiv Beute. Ist diese gefunden, wird sie schnell gepackt oder mit einem Hüpfer angesprungen. Luchsspinnen haben eine leicht zugespitzte Stirn: In der Frontalansicht erscheint ihr Gesicht  zusammen mit den Kieferklauen leicht oval. Die meisten der weltweit 445 Luchsspinnenarten kommen in tropischen Gebieten vor.

Auf die Frage, wie die Spinne in die Region gelangt sei, sagt die Expertin: «Bei Spinnen gibt es leider viel zu wenig Daten, Experten und Expertinnen, um genaue Aussagen über die Verbreitungen zu treffen. Es kann sein, dass die Luchsspinnen mittels gehandelter Pflanzen in die Merian Gärten transportiert worden sind. Es kann aber auch sein, dass sie sich aus eigener Kraft ausgebreitet haben.»

Anlässe wie der «Tag der Natur» sind für Forscherinnen und Forscher auch immer eine Möglichkeit, Wissen und Erkenntnisse mit der Bevölkerung zu teilen: «Es war für uns sehr schön zu sehen, wie interessiert die Besucherinnen und Besucher waren. Es wurde viel gefragt und viel gelacht: eine wunderbare Möglichkeit, um Menschen für Spinnen zu begeistern», sagt Urfer, die selbst von Spinnen angetan ist.

Bei der Tour durch die Merian Gärten sei ihr persönliches Highlight die Glanzkrabbenspinne gewesen: «Diese Spinne hat eine wunderschöne schwarze Zeichnung auf ihrem Hinterleib, welche mit ein bisschen Fantasie an Napoleons Hut erinnert, weshalb sie englisch auch Napoleon Spider genannt wird.»

Wärmeliebende Arten wandern aus dem Süden in die Region

Neben der Gestreiften Luchsspinne sorgten am «Tag der Natur» auch andere Funde für Aufregung: Der eigentlich in Osteuropa beheimatete Bandfüsser Strongylo­soma stigmatosum ist nach bisherigem Kenntnisstand der erste Fund dieser Art in der Schweiz. Mit diesen Funden setzt sich eine Tendenz fort, die bereits am ersten «Tag der Natur» im Jahr 2017 festgestellt wurde: Immer mehr wärmeliebende Arten aus dem Süden verlagern ihr Verbreitungsgebiet nach Norden. Nach einer ersten Schätzung sind über 1100 Arten registriert worden. Bis zur Fertigstellung der Artenlisten im September kann es auch noch einige Überraschungen geben.

Die erhobenen Daten dienen den Merian Gärten dazu, die Lebensräume der seltenen Arten zu schützen und zu pflegen. Die Daten werden zudem öffentlich publiziert und so für weitere Forschung zugänglich gemacht. Die Merian Gärten organisierten den «Tag der Natur» in Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Basel.

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