«M wie Münchenstein»: Gelungene Premiere in der alten Dorfkirche

Meta Zweifel nahm die zahlreichen Zuhörer mit auf eine spannende Reise in die Geschichte Münchensteins.

Aufmerksame Zuhörer: Meta Zweifel berichtet über die Geschichte und Geschichten rund um die Dorfkirche.  Foto: Bea Asper
Aufmerksame Zuhörer: Meta Zweifel berichtet über die Geschichte und Geschichten rund um die Dorfkirche. Foto: Bea Asper

Bea Asper

An die Entstehung und Renovation historischer Gebäude erinnern, über das Alltagsleben der Menschen berichten, die in jenen Gemäuern ein und aus gingen – das war dem Münchensteiner Beni Huggel im Rahmen seiner Rundgänge durch Münchenstein meisterlich gelungen – bis im Dezember 2011. Nach 124 Führungen beendete der heute 87-Jährige sein Engagement. Nun startete die Kulturkommission der Bürgergemeinde Münchenstein unter dem Titel «M wie Münchenstein» eine neue, aber konzeptuell ähnlich gelagerte Veranstaltungsreihe. Auftakt war letzten Samstag in der alten Dorfkirche.

Die Journalistin Meta Zweifel – wie Huggel in der Vergangenheit für ihre Verdienste von der Bürgergemeinde mit dem «Münggestei» ausgezeichnet – nahm die zahlreich erschienenen Gäste mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit. Die Dorfkirche, so erzählte sie, ruhe auf Fundamenten einer noch älteren Kirche aus dem 11. Jahrhundert. Zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert sei sie neu errichtet worden. Im 19. Jahrhundert zählte Münchenstein zwar viel weniger Einwohner als heute, doch die Kirche platzte an den Sonntagen aus allen Nähten. Später fühlten sich die Pfarrherren nicht mehr sicher unter dem Kirchendach. «Doch dauerte es noch Jahre, bis die Kirche 1966/67 renoviert wurde», so Zweifel. Heute erfreut vor allem das wundervolle Orgelwerk die Kirchgänger – an jenem Samstag erklang zur Freude der Gäste der Hochzeitsmarsch und ein Ohrwurm aus der Hitparade der 70er-Jahre.

Die Nachricht vom Zugunglück
Eine zentrale Rolle spielte die Dorfkirche Münchenstein nach dem grössten Zugunglück, das die Schweiz bis heute erlebt hatte. Am 14. Juni 1891 stürzte die Eisenbahnbrücke – konstruiert vom Architekten des Eiffelturms, Gustave Eiffel – ein. 73 Passagiere starben, 171 wurden verletzt. Ein junger Mann sei in die volle Dorfkirche Münchenstein gestürzt, wo die Vorträge des Bezirkssängertages im Gang waren, und habe von der Katastrophe erzählt. Zweifel zitiert aus den Überlieferungen, wonach der Zug mit über 530 Passagieren mehr als voll besetzt und mit zusätzlichen Gepäckwagen unterwegs war. Am Mittwoch, dem 17. Juni 1891, seien auf dem Friedhof von Münchenstein fünf Todesopfer unter grosser Anteilnahme beigesetzt worden. Die Grabstelle ist mit einem Gedenkobelisken versehen.

Sehr lebendig erzählt Zweifel ausserdem von den Pfarrherren, die in Münchenstein predigten und tadelten. Einige von ihnen gingen in die Geschichtsbücher ein, weil sie in eine andere, grössere Kirche oder gar an die Universität berufen wurden oder weil sie in den Kriegsdienst zogen. Zwei seien an der Pest verstorben und der Pfarrer Albrecht Beck sei 1658 «wegen unkeuschen Verbrechens» abgesetzt und des Landes verwiesen worden. Ganz speziell seien die detaillierten Einträge ins Kirchenbuch von Pfarrer Johann Lindenmayer Anfang des 18. Jahrhunderts, der Unfallhergänge in der Gemeinde so genau beschrieb, dass der Leser nachher wusste, dass dem Opfer die Gedärme raushingen.

Weitere Führungen in Planung
Die Münchensteiner dürfen sich freuen auf neue, spannende Erzählungen. Weitere Führungen seien in Planung, sagt Peter Brodbeck, Präsident der Kulturkommission. «Wann und wo, ist noch zu bestimmen.» Übrigens: Benjamin Huggel verfolgte die Premiere von «M wie Münchenstein» als Besucher und würdigte den Anlass später mit dem Prädikat «sehr gelungen».

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