Aus Küchenabfällen werden Stundenkilometer
Der Gemeinderat hat einer Getrenntsammlung von Garten- und Küchenabfällen zugestimmt. Somit wird Biomüll aus Münchenstein ab 2013 für Treibstoff für den öffentlichen Verkehr sowie für Kompost für Grossgärtnereien sorgen.
Guido Herklotz
In Bananenschalen, Grünabfällen und Lebensmittelresten stecken jede Menge Power. Mit Bioabfällen kann wertvolle, erneuerbare Energie gewonnen werden. Weshalb also einfach nur in den Abfallsack werfen und verbrennen lassen? Als zertifizierte Energiestadt will Münchenstein ihrem guten Ruf gerecht werden. So hat der Gemeinderat einer Getrenntsammlung von Garten- und Küchenabfällen zugestimmt. Ab 2013 spart man also nicht nur Platz im Kehrichtsack, man trägt auch noch seinen eigenen Mist zur nachhaltigen Energie-Produktion bei.
Dünger, Strom und Busantrieb
Im Birseck hat die Gemeinde Reinach die Getrenntsammlung bereits eingeführt. «Das positive Feedback der Reinacher Bevölkerung war einer der Hauptgründe, weshalb wir diese auch in Münchenstein umsetzen möchten», erklärt Harald Puchrucker, Sachbearbeiter Ver- und Entsorgung bei der Gemeinde Münchenstein. Weiter ist die Spezial-Abfuhr auch eine zusätzliche Dienstleistung im Abfallbereich: «Grünabfälle wie Rasenschnitt oder Pflanzen können so problemlos entsorgt werden», meint Puchrucker. Rund ein Viertel eines Kehrichtsacks besteht heute aus Küchenabfällen, Lebensmittelresten und anderen organischen Abfällen.
Die Biopower Nordwestschweiz AG in Pratteln gewinnt aus den Abfällen Dünger, Komposterde und Biogas, das zum Antrieb von entsprechend motorisierten Fahrzeugen – zum Beispiel die Busse der Basler Verkehrsbetriebe – eingesetzt wird. Konkret: Mit dem Biogasertrag aus 20 vergorenen Bananenschalen kann ein Gasauto 1 Kilometer CO2-neutral fahren. Ein weiteres Beispiel: Mit der Energie aus 1 Kilo Biomasse leuchtet eine 60-Watt-Glühbirne etwas mehr als zwei Stunden. Bereits heute werden die in Münchenstein gesammelten Materialien aus der Grünabfuhr, die einmal im Monat stattfindet, der Biopower Nordwestschweiz AG zugeführt. Vorgesehen ist, dass die Biomüll-Abfuhr im Sommer einmal wöchentlich und im Winter alle zwei Wochen stattfindet. Über das Gebührensystem wird laut Puchrucker noch diskutiert.
Bevölkerung sensibilisieren
Angesprochen vom neuen Sammelsystem sind in erster Linie jene Haushaltungen, die ihre organischen Reststoffe oder Teile davon nicht selber oder im Verbund kompostieren können oder wollen. Die Gemeinde Münchenstein will die neue Entsorgungsmöglichkeit bei den Einwohnern rechtzeitig ins Bewusstsein rücken. Harald Puchrucker: «Im kommenden Jahr werden wir mit einer Flyer-Aktion und via Medien laufend über das neue Projekt informieren. Zudem liefern wir konkrete Angaben, wie etwa zum Sammelsystem und den Materialien, die als Biomüll gelten.» Nicht konkurrieren soll das neue Entsorgungskonzept übrigens bereits bestehende Kompostierlösungen von einzelnen Haushalten oder Verbünden.