«Poems of Life»: Familiengeschichten zum 20-Jahr-Jubiläum

Das «Theater Junges M» feiert sein 20-jähriges Bestehen mit einem aussergewöhnlichen Stück: In «Familie(n)» teilen zehn Personen ihre eigenen Geschichten auf einer speziell dafür konzipierten Bühne.

Ungewohnte Perspektive: Die Zuschauenden sitzen auf beiden Seiten der Bühne.
         
         
            Fotos: zvg

Ungewohnte Perspektive: Die Zuschauenden sitzen auf beiden Seiten der Bühne. Fotos: zvg

Von Beginn weg dabei: Regisseurin Sandra Löwe ist seit 2001
mit dem Neuen Theater in Dornach verbunden.

Von Beginn weg dabei: Regisseurin Sandra Löwe ist seit 2001 mit dem Neuen Theater in Dornach verbunden.

«Und dann wird es von der Decke auf die Bühne regnen», verrät Sandra Löwe mit einem Blick voller Vorfreude und zeigt auf das Bühnenbild, das im Neuen Theater Dornach langsam Form annimmt. Sie ist die Regisseurin und federführend bei der Umsetzung des Jubiläumsprojekts. Seit der Eröffnung des Neuen Theaters im Jahr 2001 war sie von Beginn weg als Regisseurin oder Schauspielerin in den verschiedensten Produktionen dabei. Zuvor schloss sie eine Ausbildung in «Theater und Sprache» am Goetheanum ab und war Meisterschülerin von Mirka Yemendzakis aus Griechenland und ­Manzo Nomura aus Japan.

Schon früh entdeckte sie als passionierte Leserin ihre Faszination für Wort und Sprache, was dann in die Gründung ihres Labels «Sprachhaus M» mündete. Aus einer eher zufälligen Anfrage ergab sich daraus das Theaterensemble «Junges M»: «Ein 17-Jähriger aus Dornach kam nach einer Aufführung im Neuen Theater zu mir und meinte, dass er unter meiner Leitung ein Jugendtheater gründen möchte», erzählt Löwe. Nach anfänglicher Skepsis über die Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens sei sie kurz darauf vom Gegenteil überzeugt worden. Wenig später hatte sich eine erste Gruppe von Jugendlichen aus der Region gefunden und im Jahr 2005 ging die erste Vorstellung des «Jungen M» im Neuen Theater über die Bühne.

Amateure und Profis

20 Jahre später kann Löwe auf 20 umgesetzte Produktionen zurückblicken. Diese werden jeweils in den wöchentlichen Montagskursen ein Jahr lang erarbeitet. Zusätzlich gibt es auch einen ­Mittwochskurs ohne damit verbundene Aufführungsziele. Die Bandbreite der Stücke erstreckt sich dabei von Klassikern der Weltliteratur bis hin zu zeitgenössischen Uraufführungen: «Diesbezüglich ist alles offen bei uns. Wir wollen zusammen eine Art Oase erschaffen, indem wir die Ideen gemeinsam entwickeln und jede Stimme gleich viel zählt», meint Löwe über die Kursatmosphäre.

War das Ensemble zu Beginn ein reines Jugendtheater, so hat sich der Rahmen im Laufe der Jahre aufgrund zuneh­mender Anfragen geöffnet. Seit einigen Jahren wirken neben den Laienschauspielerinnen und -schauspielern auch regelmässig professionelle Theaterschaffende mit. «Dieser gegenseitige Austausch ist wirklich kostbar, und zwar für beide Seiten. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Pausengesprächen über die unterschiedlichsten Lebenssituationen. Man begegnet sich immer auf Augen­höhe, das schafft eine einzigartige Stimmung», schwärmt Löwe von der Gruppendynamik.

Etwas Besonderes sei auch das Jubiläumsstück, das am 21. März zum ersten Mal im Neuen Theater gezeigt wird. Für dessen Erarbeitung hat sich das aktuelle Ensemble gleich zwei Jahre Zeit genommen, statt wie üblich nur ein Jahr – inklusive eines Theatercamps im Piemont. Im Stück «Familie(n)» wird die Allgegenwärtigkeit des eigenen Umfelds thematisiert. Familie sei dabei keineswegs auf Blutsverwandtschaft beschränkt, sondern erstrecke sich auf viele Arten von sozialen Beziehungen. Oft würden wir uns von diesen Konstrukten einengen lassen und übersehen, dass sie für unser selbstbestimmtes Leben nur wenig Macht haben müssen.

Neue Perspektiven auf altbekannte Themen

«Man hört Geschichten von einzelnen Menschen, die dem Thema ‹Familie› entspringen. Umgesetzt werden sie von zehn Menschen, die zehn sogenannte ‹Poems of Life› auf der Bühne zeigen», meint Löwe. Diese zum Teil sehr persönlichen und nicht immer leichten Beiträge würden gerade deshalb auch viel Identifikationspotenzial bieten und könnten für viele Generationen neue Perspektiven und Blicke eröffnen. Dies wird auch in der Bühnengestaltung aufgegriffen, die sich über die gesamte Saallänge erstreckt. Auf beiden Seiten sitzt das Publikum und sieht die Schauspielenden, aber auch die gegenüberliegenden Zuschauenden aus einer ungewohnten und womöglich neuen Perspektive. Für das 20-Jahr-Jubiläum habe man etwas Besonderes auf die Beine stellen wollen, erklärt Regisseurin Löwe zum Schluss: «Es ist sicherlich ein Wagnis, aber ein unglaublich interessantes, wie ich finde.»

«Familie(n)» vom Theater Junges M,Premiere: 21. 3. 2025 im Neuen TheaterDornach. Weitere Informationen auf der Website: www.neuestheater.ch

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