Quantencomputer kommt in die Birsstadt

Bis Ende Jahr steht bei ­Uptown Basel der erste kommerziell nutzbare Quantencomputer der Schweiz. Die Voraus­setzungen in Arlesheim seien dafür ideal.

Globales Symposium: Damir Bogdan, CEO von Quantum Basel, begrüsst Experten aus Forschung, Politik und Industrie. Foto: zVg

Im Quantencomputing liegen grosse Hoffnungen. Die Technologie soll dereinst Probleme lösen, an denen selbst Supercomputer bisher scheitern. Die Forschung soll zum Beispiel Durchbrüche in der Medizin ermöglichen oder das maschinelle Lernen verbessern. Quantencomputer können komplexe Aufgaben in viel kürzerer Zeit lösen als klassische Computer. Der Quantencomputer ist zwar noch nicht ausgereift, doch die Forschung entwickelt sich rasant. Regierungen und Grossunternehmen sehen in ihr enormes Potenzial. Aber sie birgt auch Risiken, denn Quantencomputer könnten dereinst die traditionellen verschlüsselten Algorithmen der Kommunikationsinfrastruktur ­knacken.

Das Rennen um die Technologie ist weltweit lanciert. Vorne mit dabei: Quantum Basel, ein Unternehmen von Uptown Basel, das im Arlesheimer Schorenareal beheimatet ist. Bereits heute hat Quantum Basel direkten Zugang zu Quantencomputern. Ab Herbst wird nun der erste kommerziell nutzbare Quantencomputer der Schweiz auf Arlesheimer Boden stehen. Am Montag wurde das erste Element geliefert. Insgesamt werden in den kommenden sechs Monaten vier Systeme aufgebaut und ­getestet. Das Herzstück bildet ein Chip, der auf –273 Grad Celsius gekühlt werden muss und in einem Vakuum liegt. Hersteller ist das Unternehmen IonQ.

Doch was macht Quantum Basel eigentlich genau? CEO Damir Bogdan beschreibt es so: «Wir bauen ein Kompetenzzentrum auf und vernetzen Forschung mit Industrie. Wir zeigen auf, wofür Quantencomputer genutzt werden können, wo die Forschung steht und welche Anwendungen es in der Wirtschaft gibt.» 20 Mitarbeitende zählt das junge Unternehmen bereits. Das Ziel sei es, Quantencom­puting zu demokratisieren, sprich: die Technologie breit zur Verfügung zu stellen. So sollen auch Start-ups vom Quantencomputer profitieren. Anwendung finden sollen die Quantenrechner vor allem in der Logistik, der Produktion, im Finanzwesen, aber auch in den ­Life-Sciences.

Die Voraussetzungen für das Unternehmen seien in Arlesheim ideal, sagt Bogdan. «Wir sind nahe bei Basel, wo Quantenforschung schon weit ist.» Die Schweiz habe hervorragende Universitäten, mit denen Quantum Basel eng zusammenarbeite. Auch die Nähe zur Pharmaindustrie sei wichtig. «Und wir haben mit Thomas Staehelin und seiner Familie einen Investor, der das Potenzial der Quantentechnologie erkannt hat. Quantencomputing wird alle unsere Aspekte des Lebens verändern. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann», ist Bogdan überzeugt.

Bodgan hofft, dass sich in der Schweiz ein Quantum-Ökosystem bilde, das sich gegenüber der Welt präsentieren kann. Auch die Industrie soll davon ein Teil sein: «Ich würde mich freuen, wenn bei den Schweizer Industrien das Verständnis wächst, dass Quantencomputing etwas ist, was wichtig ist. Auch wenn die ersten Versuche vielleicht noch nicht erfolgreich sind.» Firmen – unabhängig von ihrer Grösse – seien deshalb einge­laden, den Campus zu besuchen und sich über die Technologie zu informieren.

Quantum-Leader pilgern nach Arlesheim

Um sich zu vernetzen und den Stand der Forschung zu diskutieren, trafen sich Quantexpertinnen und -experten aus Forschung, Politik und Industrie aus der ganzen Welt von Montag bis Mittwoch in Arlesheim beim Global Quantum Symposium. Neben Forschenden verschiedener Universitäten waren auch die Nato oder die US Air Force mit Speakern zugegen. Rund 300 Besuchende verzeichnete der Anlass pro Tag.

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