Orchester Arlesheim jubiliert
Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums bringt das Orchester Arlesheim am Sonntag in der reformierten Kirche das Oratorium «Die letzten Dinge» zur Aufführung. Es singt der Chor des Gymnasiums Münchenstein.
Zwei Weltkriege sowie eine rasante gesellschaftliche und technische Entwicklung liegen zwischen der Orchestergründung am 17. März 1913 und heute. Der deutsche Erfolgsautor Florian Illies hat das Jahr 1913 als «Sommer des Jahrhunderts» bezeichnet. So darf sich der Orchesterverein Arlesheim einreihen in eine illustre Schar von Individuen, die damals für Furore sorgten.
Das Orchester hat sich als beständiger erwiesen als viele kurzlebige Phänomene, obwohl es zwischen 1925 und 1934 einen kurzen Dornröschenschlaf gab, weil sich zu wenig gewissenhaft übende Mitglieder fanden. Danach gab es eine «eine wahre Blütezeit», wie die Chronik zu berichten weiss. Während des 2. Weltkrieges veranstaltete man Wohltätigkeitskonzerte und 1953 gab die Flutkatastrophe in Holland Anlass zu einem spontanen Benefizkonzert zugunsten der Opfer. Mit der neueren klassischen Musik bekundete man auch in Arlesheim Mühe. 1951 kam es nach einem Konzert, in dem auch modernere Stücke zur Aufführung kamen, zu geharnischten Reaktionen im «Wochenblatt».
Bewegte Geschichte
Von «Fräulein» Marguerite Alioth bis Markus Teutschbein standen in den vergangenen 100 Jahren zehn verschiedene Personen am Dirigentenpult. Heute zählt das Orchester rund 35 feste Mitglieder aus der Region Basel. Je nach Besetzung eines Konzerts kommen Zuzüger hinzu, doch versucht man stets mit Amateurmusikern zu arbeiten.
Das Repertoire umfasst klassische Musik vom Barock bis ins frühe 20. Jahrhundert. Mit Markus Teutschbein, der dem Orchester seit 2010 vorsteht, hat das Ensemble einen erfahrenen und profilierten Dirigenten gefunden. Andreas Nüesch, Präsident des Orchestervereins, formuliert es so: «Markus Teutschbein wird von allen sehr geschätzt. Es geht ihm hauptsächlich um die Musikalität; ein falscher Ton in einem schnellen Lauf ist für ihn nicht so gravierend.» Teutschbein, der einen erfrischend locker wirkenden Dirigierstil hat, mache bei den Tempi jedoch keine Kompromisse.
Grossartiges Werk
Diesen Sonntag, 23. Juni, steht nun um 17 Uhr in der reformierten Kirche Arlesheim das Jubiläumskonzert an. Die Auswahl des romantischen Oratoriums «Die letzten Dinge» – ein Werk des deutschen Komponisten Louis Spohr (1784–1859) – hat mit den symphonischen Teilen zu tun, aber auch mit der Qualität des ganzen Stücks, das zu Unrecht in Vergessenheit geriet.
Musikalisch steht das Werk hier in einer Linie mit Händel, Haydn und Mendelssohn, an dessen Oratorien «Die letzten Dinge» stark anklingt. Das Werk hatte denn auch bei seiner Aufführung beim Musikfest Düsseldorf einen solchen Erfolg, dass der Anlass um einen Tag verlängert wurde, um eine zweite Aufführung zu ermöglichen. Spohr verzichtet auf eigenständige und virtuose Solonummern, sodass das Werk stilistisch homogen wirkt. Für die Solopassagen konnten Katharina Persicke (Sopran), Alexandra Rawohl (Alt), Michael Feyfar (Tenor) und Robert Koller (Bass) gewonnen werden.
Der Chor des Gymnasiums Münchenstein überzeugt durch seine Frische und Geschmeidigkeit. Das Konzert, das übrigens am Samstag, 22. Juni, auch in der Martinskirche in Basel stattfindet (20 Uhr), sollte man nicht verpassen.