Da steht ein neues Schulhausund alle gehen hin

Ohne Partizipation von Schülern und Lehrerngelingt kein Schulhausneubau, so Professor Peter Hübners Erkenntnis nach 30 realisiertenSchulbauten. Mit seinem Referat über einengemeinsam geplanten Schulhausbau setzte er ein dickes Ausrufezeichen.

Keine rechteckige Kiste: Architektur-Professor Peter Hübner und Zeno Steuri (l.) vom KinderKraftWerk über Partizipation in der Bauplanung. Foto: Roland Bürki
Keine rechteckige Kiste: Architektur-Professor Peter Hübner und Zeno Steuri (l.) vom KinderKraftWerk über Partizipation in der Bauplanung. Foto: Roland Bürki

Der «Campus Mur», die Konzentration der Schulen Breitenbach und der Kreisschule Thierstein West (KTW) auf dem Schulareal Mur, wird immer konkreter. Klar ist, dass die sanierungsbedürftigen Schulhäuser Murgarten und Schwedenschanze einem Neubau weichen müssen. Seit über zwei Jahren läuft die Planung auf Hochtouren, nicht nur bei der Spezialkommission Schulhausneubau, sondern auch bei den Schulen. Rund 450 Schülerinnen und Schüler der Schulen Breitenbach und der KTW haben seit Juni unter der Ägide des KinderKraftWerks, eines Angebots des Blauen Kreuzes Baselland, an zehn Workshops ihre Vorstellungen und Wünsche zu Neubau und Areal zu Papier gebracht und in Modellen veranschaulicht (Das Wochenblatt berichtete). Ein Projekt übrigens, das für die Schweiz eine Premiere darstellt und auch von der Kinder- und Jugendförderung des Kantons Solothurn unterstützt wird. So staunten letzte Woche zahlreiche Eltern, Lehrer und Behördenmitglieder über sinnvolle bis originelle Workshop-Vorschläge, die da im Griensaal an rund 20 Stellwänden und Tischen auf Beachtung warteten. Da war wohl keine Arbeit, die nicht einen Chill-Platz, einen Chill-Raum oder eine kuschlige Ecke zum Chillen forderte. Weiter gewünscht waren wohnlichere Klassenzimmer, mehr Mädchen-Toiletten mit Spiegeln (!) oder die Trennung von Kindergarten- und Primarschulpausenplätzen. Ungewohnt dann die Forderung nach Food- und Milchautomaten und gar etwas utopisch die BMX-Bahn über eine Spielplatzbrücke. «Wir werden die Arbeiten analysieren, auswerten und einen Schlussbericht zuhanden der Spezialkommission Schulhausneubau verfassen», erklärte Zeno Steuri, Leiter des Projekts «KinderKraftWerk».

Bauen als sozialer Prozess

«Lernen müsste anders sein, als das, was sich heute als Schule manifestiert», wandte sich Architektur-Professor Peter Hübner an ein erwartungsvolles Publikum. Eine grosse, rechteckige Kiste, lange Flure, Flure, Flure mit dem Geruch von Bohnerwachs seien traurig und trostlos. Schade für das viele Geld. «Die Schule ist eben nicht nur Schüler und Lehrer, sondern — viel wichtiger —Haus und Schüler», sagte Hübner, der die Bedeutung eines «eigenen Reiches» nach dem Bau von 30 Schulen bestens kennt. Mehrmals betonte er, das Wichtigste an der Schule sei aber das Kind, der Schüler. «Wenn der Planer keine Liebe zum Kind entwickeln kann, sondern der guten Architektur frönt, gibt es keine gute Schule», so Hübner. Das Bild seines ersten Projekts, eine Schule ohne Flur, die sich wie Rosenblätter um den Rosenstiel windet, löste im Saal sichtlich Erstaunen und Bewunderung aus. Hübner hatte den Bau zusammen mit Schülern, Lehrern und Eltern unter der Vorgabe eines engen Budgets geplant. Der Architekt zeigte nun in vielen Bildern, wie Schüler und Lehrer in Workshops ihre Vorstellungen zur idealen Schule entwickeln, den Raumbedarf ermitteln und Modelle aus Holz bauen. Das schaffe die so wichtige Identifikation mit dem «eigenen» Haus. «Bauen ist somit ein sozialer Prozess und die Schule ein Abbild der Baufamilie», gab Hübner unter starkem Beifall mit auf den Heimweg.

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