Wählen mit der Wahlmaschine

Am 8. Februar wird das Baselbieter Kantonsparlament neu bestellt. Einen zunehmenden Einfluss auf den Ausgang von Wahlen hat Smartvote. Tausende Baselbieter lassen sich von der Online-Wahlhilfe ihre Kandidaten empfehlen.

Ziel ist der Landratssaal: Zehn Plätze sind für den Wahlkreis Reinach, sieben für den Wahlkreis Münchenstein reserviert.  Foto: AZ Medien
Ziel ist der Landratssaal: Zehn Plätze sind für den Wahlkreis Reinach, sieben für den Wahlkreis Münchenstein reserviert. Foto: AZ Medien

Lukas Hausendorf

An Laternenpfählen und in den Spalten des amtlichen Anzeigers als verlässliche Garanten für Öffentlichkeit buhlen in diesen Wochen dutzende Politikerinnen und Politiker um die Gunst der Wählerschaft. Ein Monat vor den Baselbieter Landrats- und Regierungsratswahlen sind die Kandidierenden und Parteien mit ihrer Werbung omnipräsent.

Mit dem Wahltermin so kurz nach Weihnachten ist das Rennen um die 90 zu vergebenden Sitze im Liestaler Regierungsgebäude erst im neuen Jahr so richtig losgegangen. Dessen Ausgang bestimmt aber längst nicht mehr nur die Wahlwerbung alleine. Einen mittlerweile signifikanten Einfluss auf die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler hat die Schweizer Online-Wahlhilfe Smartvote – auch im Birseck. Bekannt wurde sie mit dem Smartspyder. Das Spinnendiagramm ist mittlerweile zu einem neuen Kollektivsymbol der Schweizer Politik geworden. Es ist eine visuell verständlich codierte Navigationshilfe für den Wähler. Acht Achsen bilden die acht wichtigsten politischen Themenbereiche ab, entlang derer ein Punkt die Zustimmung oder Ablehnung markiert. Die Punkte werden zu einer Fläche verbunden, anhand derer die politische Übereinstimmung mit einem Kandidaten grafisch auf einen Blick erkennbar wird.

Den Fragebogen der Online-Wahlhilfe Smartvote, dem der sogenannte Smartspider zugrunde liegt, haben für die kommenden Landratswahlen vom 8. Februar 436 der 596 Kandidierenden ausgefüllt. Im Wahlkreis Reinach sind es 54 von 69 und im Wahlkreis Münchenstein 37 von 50 Kandidatinnen und Kandidaten. Für sie ist ein Smartvote-Profil längst nicht mehr ein Nice-to-have. Die Online-Wahlhilfe könnte an der kommenden Wahl mehr als nur das Zünglein an der Waage sein.

Wahlverhalten wird rationaler
Bis am Montag wurden auf Smartvote für die Baselbieter Wahlen 4184 Wahlempfehlungen ausgegeben, davon sind gut zwei Drittel Kandidaten-basiert, während ein Drittel der User die zu ihm passende Liste gesucht hat. In den Wahlkreisen Münchenstein und Reinach sind es 740 Wählende, die davon Gebrauch gemacht haben. Anhand der Nutzungsstatistik von Smartvote aus vergangenen Wahlgängen darf davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Nutzer im Monat vor der Wahl noch einmal markant ansteigen wird. «Bei den kantonalen Wahlen 2011 lag die Zahl der Wahlempfehlungen für den Landrat am Wahltag bei rund 15 000», sagt Michael Erne, Projektleiter bei Smartvote. Das ist keine unerhebliche Grösse.

2011 wurden insgesamt 65 497 Wahlzettel in die Urne gelegt. Über ein Viertel der Wählenden liess sich damals bei der Kandidaten- und Parteisuche helfen. Das beeinflusst das Ergebnis der Wahl nicht unmassgeblich. Wer sich beim Ausfüllen seiner Liste von Smartvote helfen lässt, wählt anders. Rationaler. Man wählt tendenziell jene Kandidaten mit dem grössten Übereinstimmungspotenzial. Befragungen und die Wahlstudie «Select» zeigen, dass rund zwei Drittel der Smartvote-Nutzer sich von der Wahlempfehlung beeinflussen liessen.

Chance für Abweichler?
Gerade in der politischen Mitte ist die Parteidisziplin am kleinsten, das zeigte eine Untersuchung, die Smartvote im Auftrag der «Schweiz am Sonntag» durchführte. So gibt es gerade zwischen der FDP, CVP, BDP und GLP eine grosse Schnittmenge und innerhalb der Parteien ein grosses Spektrum an Meinungen. So zeigte sich beispielsweise, dass der Münchensteiner Gemeindepräsident Giorgio Lüthi, der für die CVP kandidiert, fast exakt in der arithmetischen Mitte des politischen Spektrums politisiert.

Andere wie Balz Stückelberger (FDP) oder Klaus Kirchmayr (Grüne) profilieren sich als Abweichler von ihrer Partei. Das kann ihnen durchaus auch Wahlempfehlungen von Wählern einbringen, die sich nicht eindeutig einer Partei zuordnen lassen. Bei aller Zahlenspielerei ist es aber letztlich primär die Bekanntheit der einzelnen Kandidaten, die über Wahl oder Nichtwahl entscheidet. Ein Exekutivamt in der Wohngemeinde oder der Vermerk «bisher» gereicht dabei sicher nicht zum Nachteil.


So geht Wählen
Eine ausführliche, unabhängige Anleitung zu den Landrats- und Regierungsratswahlen hat übrigens die Landeskanzlei in einem Video zusammengestellt. Der Film ist auf der Internetseite des Kantons Baselland zu sehen: www.baselland.ch/film.319624.0.html.

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