«Verherrlichung Mariens» in alter Pracht
Der Arlesheimer Dom ist seit Anfang Jahr wegen umfassender Renovationsarbeiten geschlossen. Am Samstag konnte das «Wochenblatt» die spektakuläre Baustelle betreten und sich ein Bild der laufenden Arbeiten machen.
Der sakrale Raum, normalerweise ein Ort der Stille und des Gebets, ist eine Baustelle geworden. Ein sechsstöckiges, neun Meter hohes Gerüst füllt das mächtige Kirchenschiff bis knapp unter die Decke. Ganz oben, in schwindelerregender Höhe, wird der Blick frei auf das grösste zusammenhängende Deckengemälde der Schweiz, die «Verherrlichung Mariens» von Giuseppe Appiani. Dessen Restaurierung ist bereits abgeschlossen, das Werk ist wieder in seiner ganzen Schönheit zu bewundern: Im Zentrum Maria, umgeben von Engeln und Putten und an den Bildrändern die vier Kontinente Europa, Asien, Amerika und Afrika. Der Hintergrund ist in zarten Rosa-, Gelb-, Blau und Grüntönen gehalten, ein schöner Gegensatz zu den weissen Stuckaturen. Aber auch Witziges ist zu entdecken, wie etwa das kleine Büblein, das von einem Krokodil ins Bein gebissen wird. Eine Spielerei, die typisch für die Malerei des Rokoko ist.
Neue Technik angewendet
«Bei der Sanierung des Deckengemäldes stand die Reinigung und die Sicherung der losen Putzstellen an erster Stelle», sagt der leitende Restaurator Wendel Odermatt. Zunächst wurde die Bildoberfläche mit Kautschukschwämmen trocken gereinigt, bevor mit der Sicherung begonnen werden konnte. Bei vorangegangenen Renovationen war es üblich, den Kalkverputz, der sich von den Trägerbalken gelöst hatte, mit Schrauben zu befestigen. «Schrauben und Unterlagscheiben sind als Festigungssystem und auch von der Ästhetik her an ihre Grenzen gestossen», erklärt Odermatt, der aus diesem Grund ein neues Verfahren angewendet hat. «Erst wurden alle Schrauben entfernt, danach konnten wir die alten Schraublöcher mit Kälberhaar, Hanffasern und Leim verschliessen. So wurden die statischen Schraubsicherungen durch flexible Faserarmierungen ersetzt.» Die Hohlräume im Verputz zwischen dem Deckengemälde und der Holzlattung wurden mit einem speziellen Kalkgemisch gefüllt. Abschliessend wurden alle Löcher des Deckengemäldes verschlossen und mit der entsprechenden Farbe einretuschiert. Ziel heutiger Renovationen sei nicht, mit neuen Methoden «auf Alt» zu machen. «Der Ersatz soll erkennbar sein», hält Odermatt fest.
Geheizte Kirchenbänke
Nachdem bereits vor vier Jahren die Aussenrenovation abgeschlossen werden konnte, sind jetzt die Sanierungsarbeiten im Hauptschiff und in den Seitenkapellen in vollem Gange. Bänke und Böden wurden herausgerissen. Im Rahmen des Sanierungskonzepts «werden die Kirchenbänke restauriert, die Sitzflächen verlängert und Abstand zwischen den Bankreihen erweitert», sagt Alois Schmidlin, Bauchef des Kirchgemeinderats. Insbesondere wird die Heizung unter den Kirchenbänken durch eine neue Fernwärmeanlage mit Niedrigtemperatur ersetzt. Die Natursteinplatten des Bodens werden gereinigt und teilweise ausgewechselt. Ausserdem wird die Beleuchtung an den Seitenwänden des Kircheninnenraums entfernt und durch moderne LED-Lampen ersetzt. «Licht trage viel zur Atmosphäre im Dom bei», erklärt Schmidlin. Ausserdem lässt sich dank der neuen automatischen Steuerung nicht nur die Lichtintensität dem jeweiligen Anlass leichter anpassen. Auch die Heizung und die Glocken können auf diese Weise zentral gesteuert werden.
Weihnachtsgottesdienst im Dom
Bis die Bevölkerung das Ergebnis der Innensanierung bewundern kann, muss sie sich noch einige Zeit gedulden. Die Arbeiten im Hauptschiff sollten aber im November dieses Jahres beendet sein, sodass der Weihnachtsgottesdienst wie gewohnt im Dom stattfindet. Ausserdem finden im Oktober und November 2014 kunsthistorische Betrachtungen zum Deckengemälde statt.
Anfang 2015 werden schliesslich der Chor und der Hochaltar restauriert. Während dieser Zeit wird der Chorraum abgetrennt, die Gottesdienste werden im Hauptschiff abgehalten. Ende Oktober 2015 sollen die Renovierungsarbeiten komplett abgeschlossen sein.